Kindesmissbrauch bekämpfen: EU will Messenger zur Entschlüsselung zwingen
Die EU plant eine Verordnung zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch. Diese wird in ihrer aktuellen Entwurfsfassung Betreiber von sozialen Netzwerken dazu zwingen, Ihre sicheren Ende-zu-Ende-Verschlüsselungsmethoden aufzuweichen. Während die EU die Stärkung der Rechte der Opfer hervorhebt, könnten die Auswirkungen der neuen Verordnung katastrophal sein.
Es ist zunächst nur ein Entwurf und bekanntlich dauert es lange in Europa, bis aus einem Entwurf auch geltendes Recht wird, doch dieser Entwurf einer Verordnung hat es in sich: Sie soll dazu beitragen, sexuellen Missbrauch von Kindern zu bekämpfen. Der habe zuletzt stark zugenommen, allein im letzten Jahr seien in Europa über 80 Millionen einschlägige Bilder den Behörden gemeldet worden, so EU-Innenkommissarin Ylva Johansson.
Dem soll eine wirkungsvolle EU-Verordnung entgegengesetzt werden. Alle Anbieter von Kommunikationsdiensten wie Messenger sollen verpflichtet werden, auf Anordnung übertragene Fotos herauszugeben. Alle Web- und Dateihoster sollen verpflichtet werden können, den Zugriff zu einschlägigen Inhalten EU-weit zu verhindern. Alle Diensteanbieter sind zudem verpflichtet, eine Risikoanalyse vorzulegen, die zeigt, ob das eigene Angebot mutmaßlich dazu genutzt werden kann, Missbrauchsinhalte zu verbreiten.
Empfindliche Strafen und offene Fragen
Verstoßen Unternehmen gegen die Vorgaben, können die Strafen hoch ausfallen: Bis zu 6% des weltweiten Jahresumsatzes können sie betragen.
Die EU-Kommission verzichtet darauf, ein Vorgehen zur Erfüllung der Verordnung vorzuschreiben. Diesen Zug möchte Innenkommissarin Ylva Johansson als neutrale Zurückhaltung verstanden wissen.
Tatsächlich bleibt den Betreibern aber keine gute Wahl: Sie können entweder ihre Verschlüsselungen durchlässig machen, oder den Weg beschreiten, den Apple mit seinem Hash-basierten iCloud-Scanner gehen wollte und damit auf derart harschen Widerstand stieß, dass man den Plan vorerst zurückstellte.
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7 Kommentare zu dem Artikel "Kindesmissbrauch bekämpfen: EU will Messenger zur Entschlüsselung zwingen"
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Klamur 11. Mai 2022 um 19:52 Uhr ·Als man 🇬🇧 damals gedroht hatte, dass es einen Unterschied machen wird, ob man in der EU ist oder nicht, da hatte ich mir darunter eigentlich was anderes Vorgestellt…iLike 7
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Charlie 11. Mai 2022 um 22:04 Uhr ·Naja, bei allem Verständnis bleibt die Frage noch, ob es hier nicht viel mehr darum geht, die Kommunikation komplett zu überwachen …iLike 1
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whaletype 12. Mai 2022 um 00:51 Uhr ·In dem Gesetzentwurf fehlt weiterhin die Verpflichtung zur Löschung von Missbrauchsmaterials durch die Betreiber! So hat es Patrick Breyer verlauten lassen.iLike 0
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thb 12. Mai 2022 um 07:13 Uhr ·unter dem vorwand kindesmissbrauch bekämpfen zu wollen wird die privatsphäre aufgegeben … ganz toll … es wird immer mehr zu 1984 hier und fast keinen stört es … hauptsache die iPhone display ränder werden jährlich ein paar micrometer dünner !iLike 8
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Gast1 12. Mai 2022 um 10:17 Uhr ·thb….die Medien haben uns da schon gut abgrichtet. Es geht nur um unsere Daten , da will man ran egal wie. Das ist auch der Hauptgrund warum Apple seine NFC Schnittstelle und den App-Store öffnen soll. Um nichts anderes geht es , Daten.iLike 8
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frank 12. Mai 2022 um 09:29 Uhr ·wie schon @thb sagte, ist es mal wieder ein angriff auf die privatsphäre mit einem „krieg“ unter falscher flagge … leider denkt man viel zu wenig nach und sieht nur erst das gute in der sache … die kranken köpfe, die man angibt fangen zu wollen, verschlüsseln dann mit OpenSource produkte und verloren ist dann nur die privatsphäre …iLike 6
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Stanger 13. Mai 2022 um 20:27 Uhr ·EU Abschaffen und fertigiLike 3