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Dubiose Facebook-Gewinnspiele: Das Geschäft mit der Marke „Apple“

Wir erhielten 20x iPhone 6S in 64 GB, die nicht verkauft werden können, weil sie nicht richtig eingepackt worden sind. Aus diesem Grund machen wir eine Verlosung auf dieser Seite!

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Viel Glück, euer Apple Team!

Eigentlich sollte dem geneigten Facebook-Nutzer schon beim Lesen der ersten Zeilen auffallen, dass hier etwas nicht stimmt. Und doch haben die Veranstalter von Facebook-Gewinnspielen mit teilweise dubiosen Machenschaften – und davon gibt es wahrlich viele – noch immer Erfolg auf dem sozialen Netzwerk. Ein jüngstes Beispiel geht dabei besonders dreist vor.

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Es ist wie ein nie enden-wollender Treppenwitz: Die Seite „Apple Deutschland“ war bis vor wenigen Minuten noch erreichbar unter facebook.com/DeutschlandApple/. Sie ist nur eine von vielen: Ein weißes Apple-Logo auf grauem Grund als Profilbild, im Hintergrund prangert der „Think different“-Slogan aus weit vergangenen Jahren. Beide Bilder lassen sich schnell auf Seite 1 der Google-Bildersuche wiederfinden, viel Mühe haben sich die Macher dieser Facebook-Seite, die den Anschein eines offiziellen Kommunikationskanals erwecken sollte, wahrlich nicht gegeben. Doch es genügt, tausende Nutzer zu täuschen. Leider.

Dubioser Facebook-Betrug: Klick. Bumm. Fantastisch.

Schon im März wurde diese Fanpage gegründet. Ein paar offizielle Apple-Videos in der Timeline reichten den Hintermännern, um direkt in die Vollen zu gehen. Immerhin winkt das schnelle Geld mit leichtgläubigen Facebook-Nutzern, die sich ohne jeden Argwohn mit wenig Zeit einen Gewinn von hohem Wert erhoffen. Gestern Abend wurde also eines dieser Gewinnspiele veröffentlicht – mit dem immer gleichen Text. Der Nutzer sollte den Beitrag und die Seite liken, das Bild teilen und dann noch kommentieren, um teilzunehmen. Nicht selten werden dabei Apple-Produkte ausgeschrieben. Wer davon ausgeht, tatsächlich etwas ergattern zu können, befindet sich auf einem sehr hölzernen Weg.

Da stellt sich die Frage: Warum machen die Veranstalter sowas?

facebook-betrug

Genau diese Frage kann uns der Kölner Social-Media-Experte Jan Stranghöner beantworten. Im Gespräch verrät er uns, wie die unbekannten Seiteninhaber in der Regel vorgehen:

Es geht im ersten Schritt um Reichweite und Sichtbarkeit. Dafür ist das Stilmittel Gewinnspiel sehr stark verbreitet, weil die Leute immer etwas gratis haben wollen. Was danach passiert, unterscheidet sich von Seite zu Seite: Eine Möglichkeit besteht darin, im nächsten Schritt ein Gewinnspiel extern zu veranstalten und über einen Tracking-Pixel eine affine Zielgruppe zu erstellen. Diese Daten können dann an andere Unternehmen verkauft werden.

Oftmals reicht es aber auch aus, so der Experte, auf Facebook zu bleiben und dort sogenannte Affiliate-Links zu streuen. Da die Reichweite der Seite und der vorangegangenen Posts durch das Gewinnspiel sehr hoch war, wird der Facebook-Algorythmus auch diesen Post bei vielen Nutzern ausspielen. Bei Affiliate-Links – beispielsweise zu Amazon – verdienen die Macher dann einen gewissen Prozentsatz, wenn jemand etwas nach Klick auf diesen Link kauft.

Auch das Sammeln von Mailadressen über dritte Formulare oder gar das Phishing von Passwörtern durch den Verweis auf nachgebaute Webseiten liegt im Rahmen des Möglichen.

Facebook löscht solche Seiten schneller.

Auch Facebook ist solchen Machenschaften schon auf der Spur, erzählt uns Jan Stranghöner: „Man hat inzwischen viel dazu gelernt, um dieses Vorgehen schnell und effizient zu unterbinden.“ Es ist durchaus möglich, dass das soziale Netzwerk in diesem Fall beispielsweise vom Machine Learning profitiert. Sollte dem so sein, erkennt der Algorithmus automatisch, dass es sich wahrscheinlich nicht um eine offizielle Facebook-Seite von Apple handelt. In Kombination mit der ausgeschriebenen Verlosung wird die Fanpage daher schnell mit dem Prädikat „zweifelhaft“ versehen und geprüft.

Binnen weniger als 17 Stunden nach Veröffentlichung des Gewinnspiels, das inzwischen über 6.000 Fans einbrachte, zeigte Facebook daher gerade eben erst die rote Karte. Gut so!

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Was bleibt, ist allerdings eine traurige Gewissheit: Jeden Tag werden neue Seiten in dieser Richtung aus dem Boden gestampft, jeden Tag neue Gewinnspiele gestartet und jeden Tag nehmen auch etliche Facebook-Nutzer an diesen unverblümt daran teil. Zum Kotzen.

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Philipp Tusch
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11 Kommentare zu dem Artikel "Dubiose Facebook-Gewinnspiele: Das Geschäft mit der Marke „Apple“"

  1. horst 3. Juni 2016 um 14:57 Uhr ·
    Die letzten beiden Sätze sinds. schlimm ist eig. die Naivität bzw Blödheit der Menschen
    iLike 44
    • Killi96 3. Juni 2016 um 15:20 Uhr ·
      Sehe ich auch so. Aber offenbar denken viele da nicht nach oder sie haben wirklich noch einen Funken Hoffnung – so a la: Kann ja doch echt sein
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  2. Marco 3. Juni 2016 um 15:03 Uhr ·
    Facebook sollte mal lieber die Menschen dahinter sperren, die andauernd solche Seiten Gründen. Ich will gar nicht wissen, wieviele hundert Seiten das am Tag sind!
    iLike 12
  3. Killi96 3. Juni 2016 um 15:06 Uhr ·
    Ich hoffe echt, dass die Leute mal aufwachen und nocht mehr auf sowas reinfallen. Aber einen Lichtblick gibt es ja: HAMMER, wie schnell Facebook hier reagiert hat, echt gut
    iLike 5
    • Hans 3. Juni 2016 um 15:43 Uhr ·
      Psycho wie schnell! Boah ist Facebook geil *.*
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  4. Jojoe 3. Juni 2016 um 15:10 Uhr ·
    Aber mal ganz ehrlich… wäre ich so ein Seitenbetreiber, würde ich das auch etwas schlauer und seriöser aufziehen. Ist ja jetzt auch nicht sooo viel Aufwand, den Gewinnspiel-Text mal selbst zu schreiben und nicht immer den Stanard-Text zu kopieren :D Jojoe
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  5. o.wunder 3. Juni 2016 um 17:56 Uhr ·
    Was für ein Schwachsinn…. Jeder verschenkt was gerne… Wer’s glaubt.
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  6. Steve Ditko 3. Juni 2016 um 18:36 Uhr ·
    Hahahahahah
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  7. I.C. Wiener 4. Juni 2016 um 01:14 Uhr ·
    Viele dieser Gewinnspielseiten wollen einfach nur viele Nutzer, welche die Seite liken, damit sie diese zB auf eBay an den Höchstbietenden verkaufen können.
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  8. Benjamin 4. Juni 2016 um 08:17 Uhr ·
    Zu dem Thema hab ich im entferntesten Sinne auc was: Mir ist gestern aufgefallen, dass sich in den Gratis App Charts vom iPad sehr weit oben ein WhatsApp Messenger for iPad befinden…der Entwicklername: „Whats App“ Falls ihr es nicht schon gemacht habt, solltet ihr auch hier euche User vielleicht warnen. Denn genau die gleiche App gibt es in den Charts ein Stück weiter unten noch mal von einem anderen Entwickler. Hier sollten die Leute aufpassen, denn sicherlich werden die privaten Daten bei den Apps abgefangen.
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  9. Marco 4. Juni 2016 um 09:08 Uhr ·
    Bei diesen gefakten Seiten ist es doch genauso, wie bei allen dubiosen Gewinnspielen. Nur die Dummen dieser Welt fallen darauf rein.
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