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Vergiftet und verschaukelt: Apple-Zulieferer soll Arbeiter gefährden und beim Lohn tricksen

Apple Campus bei Sonnenuntergang | Matthew Roberts

Ein windiges Tarifmodell, unmögliche Unterkünfte und krasse Verstöße gegen den Arbeitsschutz. Die chinesische Arbeitsschutzorganisation China Labor Watch stellt Apples Zulieferer Catcher Technology ein verheerendes Zeugnis aus. Das verstörende dabei: Apples eigene Teams haben das Unternehmen auch geprüft und kommen zu ganz anderen Ergebnissen.

Bei Foxconn und co. zu arbeiten ist kein Sonntagsausflug, darin dürfte allgemein Einigkeit bestehen. Dennoch ist insbesondere Apple dafür bekannt, relativ streng die Einhaltung der wichtigsten Grundsätze der Arbeitsschutzverordnungen und auch die korrekte Entlohnung der Arbeiter zu kontrollieren. Dennoch werden immer wieder Vorfälle bekannt, die ein schlechtes Licht auf die fernöstlichen Fertigungsstätten werfen. Zuletzt geriet etwa Apples Auftragsfertiger Foxconn unter Druck, weil er Schülerpraktikanten illegale Überstunden in seinen Fabriken schieben ließ.

Jüngstes Beispiel hierfür ist die Firma Catcher Technology. Das Unternehmen wurde kürzlich durch wilde Spekulationen über ein angeblich in Planung befindliches AR-Headset von Apple bekannt.

Catcher fertigt Metallgehäuse für Macs und Gehäusekomponenten für das iPhone, aber auch andere Tech-Giganten stehen in seinen Auftragsbüchern. Catcher liefert an HP, Lenovo, Samsung und LG. In den Fabriken der Firma ist es aber nicht geheuer, behauptet ein Prüfbericht der Arbeitsschutzorganisation China Labor Watch. Die Fabriken leiten ungereinigtes Schmutzwasser direkt in die öffentliche Kanalisation, doch das ist nicht das schlimmste.

Mitarbeiter vergiftet, Unterkünfte ohne Duschen und Heißwasser

Wie es weiter heißt, kam es bereits im Mai vergangenen Jahres zu einem folgenschweren Zwischenfall in einer der Fabriken. Dabei wurde giftiges Gas frei, insgesamt 90 Mitarbeiter wurden in Krankenhäuser gebracht. Fünf Arbeiter mussten anschließend intensivmedizinisch versorgt werden.

Auch in den Fabriken fehle es am nötigsten: Schutzbrillen und Ohrenschützer seien oft nicht ausreichend vorhanden, so wird berichtet, was ein Problem ist, da die Maschinen teilweise sehr laut sind und flüchtige Partikel freisetzen, die den Arbeitern schaden können.

Foxconn-Mitarbeiter

Foxconn-Mitarbeiter

Darüber hinaus berichten zwischen Oktober 2017 und Januar 2018 befragte Arbeiter von einem illegalen Tarifmodell des Unternehmens: Statt den Sonntag grundsätzlich freizugeben, wie das chinesische Gesetz es vorsieht und die Arbeit am Samstag mit einem Zuschlag von 100% zu vergüten, habe Catcher Technology ein flexibles Modell mit einem freien Tag pro Woche eingeführt. Die Arbeiter würden so animiert, auf beides zu verzichten, was mitunter zu deutlich geschmälerten Monatsgehältern führe.

Apple kann Missstände nicht bestätigen

Auch die Unterkünfte der Arbeiter sind dem Bericht nach oft in einem erbärmlichen Zustand: Acht Arbeiter müssen sich demnach Zimmer mit vier Betten teilen. Duschen gebe es nicht, heißes Wasser ebenso wenig.

Apple arbeitet regelmäßig mit China Labor Watch zusammen und hat auch mehrfach auf dessen Veröffentlichungen hin aufgetretene Missstände abstellen lassen. Umso überraschender ist das Statement des Unternehmens im vorliegenden Fall: Man habe parallel zur Untersuchung der Arbeitsschützer eigene Prüfteams ausgesandt. Diese konnten keine Anzeichen auf die beschriebenen Verstöße finden.

Man habe mit 150 Arbeitern Interviews geführt, so Apple in einer Mitteilung. Keiner sprach von vergleichbaren Vorkommnissen.

Unklar bleibt, wie sich die Situation in den Fabriken von Catcher Technology tatsächlich darstellt.

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Roman van Genabith
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1 Kommentar zu dem Artikel "Vergiftet und verschaukelt: Apple-Zulieferer soll Arbeiter gefährden und beim Lohn tricksen"

  1. Blub 20. Januar 2018 um 08:51 Uhr ·
    Wo ein Mensch ausgebeutet werden kann wird es auch getan. Kein Mitarbeiter wird seinen Job wegen einem Interview verlieren wollen. Apple wurde wohl nur der „polierte“ Bereich gezeigt. In der Gesellschaft bleibt der Arbeiter der Dumme, egal wo auf dem Erdball. Wir bilden uns ein in Deutschland sei alles super. Ich habe schon einiges erlebt und auch in Deutschland neigt man gerne dazu den Arbeiter auszubeuten. In manchen Firmen sind die sanitären Anlagen Jahrzehnte alt und ab und zu gibt es auch kein warmes Wasser. Arbeitsschutz ist schön auf dem Papier, nur muss sich meist jeder selbst darum kümmern. Solche Prüfungen sollte man mal in Deutschland machen. Da gäbe es mit Sicherheit auch solche Meldungen.
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