Smart Home Vol. 2: Spannende Hintergründe zu Alexa, Google Assistant und Siri
Hallo und herzlich willkommen zurück zu unserer neuen Serie über Smart Home. Letzte Woche habe ich Euch ja schon einen Einblick in die Thematik geben dürfen, was Smart Home ist und wie es sich im Alltag einsetzen lässt. Heute wollen wir direkt daran anknüpfen und konkreter werden. Warum gibt es eigentlich die drei Sprachassistenten? Und woher kommen sie? Was ist ihre Geschichte und was unterscheidet sie? Los geht’s!
Welche Sprachassistenten gibt es und wozu überhaupt?
Ich fange mal mit dem zweiten Teil der Frage an, da eine entsprechende Antwort schon in der ersten Folge dieser Serie teilweise angerissen wurde. Ein entsprechendes „Smartes Zuhause“ kann uns im Alltag durch die Festlegung von Routinen und Regeln eine Menge Arbeit abnehmen. Doch einfache Dinge wie das Licht in einem Raum einzuschalten erfordert immer noch ein manuelles Auslösen von uns – entweder über die App oder entsprechend eingebundene Schalter. Durch das Einbinden eines Sprachassistenten können wir diese „Barriere“ allerdings überwinden denn nun können wir mithilfe unserer eigenen Sprache Aktionen auslösen – ein, wenn nicht sogar DER, entscheidende Schritt zu einem wirklichen Smart Home.
Zum heutigen Standzeit haben sich mit Amazon Alexa, Google Assistant und Siri von Apple insgesamt drei Sprachassistenten nachhaltig am Markt etabliert wobei meiner Meinung nach alle drei einen absolut unterschiedlichen Ansatz haben.
Amazon Alexa
Wie schon der Name verrät, ist dieser Sprachassistent von Amazon entwickelt worden. Wobei dies nicht ganz korrekt ist, denn man greift auf die Technik von Ivona, einer Übernahme aus dem Jahr 2013, zurück. Zwei Jahre später stellte Amazon den heutigen Alexa der Weltöffentlichkeit vor. Dabei stammt die weibliche Stimme von einer professionellen Sprecherin, die exklusiv für Amazon arbeitet und deren Identität streng gehalten wird. Außerdem ist der Name „Alexa“ eine Hommage an die antike Bibliothek von Alexandra, die als die Bedeutendste der Welt gilt.
Mittlerweile ist Amazon Alexa mit über 12.000 Drittanbieterprodukten kompatibel und stellt somit die aktuell größte Plattform für einen Sprachassistenten dar. Dies gelang Amazon über verschiedene Wege. Ein Hauptgrund dabei ist sicherlich der absolute Kampfpreis der Echo-Hardware. Den Echo-Do beispielsweise bekommt man regelmäßig zu diversen Aktionen zum Preis von 29,99€. Dabei begrenzt Amazon keinesfalls den Umfang des Sprachasisstenten, sondern grenzt diese in der Audio-Wiedergabequalität voneinander ab.
Zudem hat Amazon einen neuen Chip für eine „stille“ Kommunikation zwischen Alexa-fähigen Geräten entwickelt und stattet dabei beispielsweise immer mehr Haushaltsgeräte aus. Dabei ist Alexa nur als Vehikel zu verstehen; um einerseits die eigenen Amazon-Dienste wie Amazon Music, das Bestellen von Produkten via Amazon weiter zu forcieren und andererseits seinen Weg zum führenden KI-Konzern zu festigen.
Amazon will mit Alexa nicht nur aktiv zuhören, sondern in Zukunft verstehen und wissen, was der Kunde als nächstes für eine Aktion ausführen möchte. Dabei hilft es enorm, dass Amazon seine bisherigen Geschäfte „in der realen“ Welt direkt beim Kunden tätigte. Amazon könnte damit mittelfristig nicht nur führender Anbieter von KI werden, sondern auch Google das Werbegeschäft streitig machen. Schon jetzt ist man nicht nur Platz drei bei der digitalen Werbung. Immer mehr Kunden suchen direkt auf Amazon nach Produkten.
Google Assistant
Der Google Assistant ist aus dem vorherigen Dienst Google Now hervorgegangen. Dieser analysierte das Nutzungsverhalten bzw. die auf dem Device enthaltenen Informationen und blendete kontextbasierte Informationen ein. Doch die Ergebnisse waren überschaubar und mit einer zu hohen Fehlerquote versehen – ein Todesurteil für einen digitalen Assistenten. Dementsprechend besann sich Google aus seine Stärken; nämlich Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammen zu setzen.
Und genau das macht der Google Assistant – er greift auf die Daten von Google Search sowie die In-Device Informationen durch das eingerichtete Google Konto zu und packt künstliche Intelligenz dazu. Die ist essentiell wichtig, um das Nutzerverhalten zu analysieren um präzisere Ergebnisse in der Vorhersage treffen zu können. Dadurch ist der Google Assistant als bisher einziger Sprachassistent in der Lage, kontextbezogene Anfragen zu verarbeiten, ohne die Ausgangsfrage zu wiederholen.
Ihr könnt also nach einem bestimmten Schauspieler fragen und nach der erhaltenen Antwort nach seinen Filmen fragen; ohne den Namen des Schauspielers zu erwähnen! Also genauso, wie ihr es in einer Unterhaltung mit einem Freund tun würdet. Ermöglicht wird dies durch die unfassbaren Datenmengen die Google alleine seit der Existenz seiner Suchmaschine angehäuft hat.
Google geht es dabei nach wie vor um die Daten. Je mehr Daten das Unternehmen hat, desto besser und zielgerichteter kann es Werbung verkaufen – nach wie vor eine zentrale Säule des Alphabet-Konzerns. Außerdem liefert man sich einen enges Kopf-an-Kopf Rennen um die beste KI wobei Google eine Lizenzierung für Chat-Bots (beispielsweise für den Kundensupport) zu favorisieren scheint. Stand heute sind etwas mehr als 5.500 Geräte mit dem Google Assistant kompatibel wobei Google insbesondere dieses Jahr sehr aggressiv zu Werke gegangen ist. Gerade die vergangene IFA 2018 stand ganz klar im Fokus des Google Assistant.
Siri von Apple
Siri von Apple ist aus diesem Trio der älteste Sprachassistent. Erstmals wurde es mit dem iPhone 4S im Jahr 2011 vorgestellt. Cupertino entwickelte die Basis nicht selbst, sondern kaufte das Unternehmen Siri Inc. 2010 inklusive der Nutzung aller Namen und Rechte.
Direkt zum Marktstart von Siri erforderte allerdings immer ein händisches Auslösen durch das Gedrückthalten des Homebuttons. Apple änderte dies mit dem iPhone 5s; allerdings musste dafür das Gerät via Lightningkabel am Strom angeschlossen sein. Erst mit der Einführung des iPhone 6s bzw. des A9 fiel auch diese Schranke.
Doch recht schnell geriet Siri im Wettbewerb gegen die anderen Plattformen ins Hintertreffen. Dabei sind zwei zentrale Punkte von elementarer Bedeutung. Erstens hat Apple wohl die zugrunde liegende Programmierung von Siri als zu gut eingeschätzt. Mehrfach war bekanntgeworden, dass die eigentliche Software zu buggy war, weshalb Apple hinter den Kulissen große Updates programmieren musste, nur um die bisherige Funktionalität von Siri aufrecht zu erhalten. Außerdem hat man es versäumt, Siri als Plattform für andere Entwickler zu öffnen, was sich als de facto Todesstoß erweisen sollte.
Denn Alexa ist nur deshalb so groß geworden, weil man von Anfang an Entwickler an Bord holte. Der Vorstand um Tim Cook hat dieses Dilemma erkannt und investiert seit knapp zwei Jahren durchaus große Ressourcen in die Entwicklung von Siri um den Abstand zu den beiden Anbietern zu verringern. Ein Unterfangen welches allerdings durch selbst auferlegte Hürden nicht so einfach zu erreichen ist. Damit ein Sprachassistent zuverlässige Ergebnisse liefert, ist er auf Nutzerdaten angewiesen. Dabei gilt die schlichte Maxime „Mehr ist mehr“. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto besser kann mithilfe von Algorithmen darauf zugegriffen werden.
Apple selbst aber hat sich zumindest dem Datenschutz seiner Nutzer verschrieben – zumindest wird dies bei jeder passenden Gelegenheit betont. Aus diesem Grund hat man mit iOS 10 „Differential Privacy“ eingeführt um Nutzerdaten zu sammeln. Das Besondere daran ist, dass Apple die erhobenen Daten noch direkt auf dem Gerät anonymisieren lässt um weniger Rückschlüsse auf den individuellen Nutzer zu bekommen.
Das steht allerdings diametral der Funktionsweise eines Sprachassistenten gegenüber. Durch einige Anstrengungen und große Investitionen konnte Apple in der Vergangenheit den Abstand zu den beiden anderen Sprachassistenten verringern. Außerdem setzt man in Cupertino durch die Siri-Shortcuts-App auf die Kreativität der eigenen Nutzer. Dabei muss Siri speziell für die Bedienung von Smart Home gar nicht so überragend smart sein, denn mit HomeKit hat man bekanntlich eine eigene Smart Home Plattform.
Und was genau ist dann HomeKit eigentlich?
Streng genommen ist HomeKit nichts anderes als ein Framework. Dieses ist lediglich ein Programmiergerüst um eine einheitliche Softwareumgebung zur Einbindung verschiedener Hardwareprodukte zu schaffen. Das Ziel davon ist es, dass der Kunde im Idealfall einfach nur seine gewünschten Produkte kauft, auspackt und Zuhause in Betrieb nimmt.
Er soll sich nicht damit herumärgern Woche Produkte mit welchen Plattformen kompatibel sind. Dafür unternimmt man in Cupertino auch einige Anstrengungen. Der Zertifzierungsprozess ist durchaus als aufwendig zu bezeichnen zumal Apple keinesfalls den Sicherheitsaspekt aus den Augen verliert. Der Hersteller muss eine entsprechende Verschlüsselung Einpflegen, welche zu Anfangszeiten noch durch einen eingebauten Chip generiert wurde. Mittlerweile hat Apple die Vorgaben etwas gelockert um die Attraktivität der Plattform nicht zu gefährden.
Die „Home“-App als Bedienung für HomeKit
Wie im oberen Absatz beschrieben, ist HomeKit als Schnittstelle bzw. Zertifizierung zu verstehen, wobei die HomeKit-fähigen Geräte ja auch bedient werden wollen. Genau hier kommt die sogenannte „Home“ App zum Tragen. Mithilfe der App und dem Framework könnt ihr also Geräte hinzufügen, diese verwalten, mit Routinen oder Regeln versehen und letztendlich steuern. Dies ist natürlich auch mit Sprachbefehlen möglich und hier kommt Siri wieder ins Spiel.
Denn der größte Vorteil von Homekit ist, dass Ihr keinen Hub oder eine Bridge benötigt um die Geräte zuhause einzurichten; wie es beispielsweise bei Philips Hue der Fall ist. Damit ist HomeKit wirklich auch für absolute Anfänger geeignet.
Gibt es Nachteile mit HomeKit?
Es kommt darauf an, wie man für sich den Begriff Smart Home auffassen möchte. Der größte Vorteil, das man nämlich keinen Hub benötigt, ist ebenso der größte Nachteil. Durch den fehlenden Hub ist erst einmal nur eine Bedienung innerhalb eures Zuhause möglich. Eine Fernsteuerung, wie von eurem Arbeitsplatz, ist in dieser Konfiguration nicht möglich. Apple hat das erkannt und lässt seit iOS 10 einen Umweg zu.
Solltet Ihr eine Apple TV 4, Apple TV 4k, einen HomePod oder aber ein iPad Air 2 in den eigenen vier Wänden haben, fungieren diese als Hub für eine Steuerung von extern. Dabei gibt es zwei wesentliche Fallstricke zu beachten. Zum einen muss das Device mit der gleichen Apple ID wie Euer iPhone angemeldet sein und zum anderen müssen diese Geräte immer im Standby sein.
Ansonsten muss man festhalten, dass auch HomeKit wie Siri als Smart Home Plattform leider ins Hintertreffen geraten ist. Das liegt vor allem an den aufwendigen Auflagen für die Zertifizierung sowie den langwierigen Prüfverfahren mit denen sichergestellt werden soll, dass auch alles reibungslos funktioniert.
Dabei berichteten mir immer wieder Hersteller, dass der Informationsaustausch zum Teil mehr als frustrierend – weil intransparent – ist. Fehler oder Einschränkungen werden erst nach Ende des Prüfprozesses kommuniziert und erst dann kann der Hersteller Verbesserungen vornehmen um es abschließend erneut zur Prüfung einzureichen. Stand heute gibt es etwas mehr als 500 HomeKit-kompatible Produkte doch Apple muss aufpassen nicht den Anschluss zu verlieren. Gerade Amazon macht hier mächtig Druck und ist äußerst aggressiv unterwegs.
HomeKit ist trotzdem eine attraktive Plattform – für Kunden und Hersteller
Allerdings bietet HomeKit durchaus einige Vorteile. Es ist komplett in iOS und seit macOS Mojave auch auf dem Mac eingebettet und Apple gewährleistet eine vergleichsweise einfache Bedienung.
Insbesondere die App ist schön übersichtlich gehalten und ermöglicht es, direkt zum Einstieg in das Thema auch komplexere Vorgänge wie Routinen und Regeln zu erstellen. Dabei muss man nicht in die jeweilige Hersteller-App wechseln. Außerdem spart sich der Kunde einen Hub und kann direkt mit seinem gewünschten Produkt loslegen. Zusätzlich muss er nicht auf Kompatibilitäten achten, sondern lediglich auf das HomeKit-Logo. Denn Apple garantiert damit, dass es funktioniert. Eben ein Hauch von „it just works“. Auch wird sich die Sicherheit und der Datenschutz auf eine andere Ebene gehoben, als bei Google und Amazon.
In der nächsten Woche wollen wir uns der Beleuchtung und insbesondere Philips Hue widmen. Ich hoffe, dass Ihr ein paar Dinge mitnehmen konntet und wir freuen uns auf Eure Kommentare.
Welche Erfahrungen hattet ihr mit Alexa, Google oder Siri?
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2 Kommentare zu dem Artikel "Smart Home Vol. 2: Spannende Hintergründe zu Alexa, Google Assistant und Siri"
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MaikB 4. Dezember 2018 um 20:08 Uhr ·Ich nutze bei mir hauptsächlich Alexa für die Sprachsteuerung. Finde das klappt eigentlich ganz gut. Finde aber dass die Sprachbefehle noch etwas unnatürlich sind. Diese müssen immer ein bestimmtes Schema haben sonst wird es nicht richtig erkannt. Da merkt man dass in Sachen KI noch einiges gemacht werden muss. Ich hab mein Smarthome mit der Software iobroker aufgebaut und kann das wirklich jedem empfehlen der sowas vor hat. Damit lassen sich die ganzen Smarthome Systeme zu einem Großen zusammenfassen. Die Möglichkeiten sind quasi unbegrenzt. So könnte man beispielsweise mehrere Sprachassistenten parallel verwenden.iLike 1
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Veräppler 4. Dezember 2018 um 22:31 Uhr ·Seit heute schaltet mein HomePod wenn ich sage „Röhre an“ (so heißt eine Lampe von mir) ALLE Lampen an… als ich den Namen geändert habe ging es wieder …. Lampe und Röhre klingen ja auch sehr ähnlich, liebe brockenhohle Frau Siri (auf iPhone iPad und Watch ging es wie gewünscht, nur der HomePod ist so dumm und macht das). Um das noch anzumerken und nicht nur zu meckern, die Smart Home Reihe ist von euch wirklich gut recherchiert und sehr interessant. 😊iLike 0