Letzter Akt: Heute wird Google Plus abgeschaltet

Heute ist endgültig Schluss: Google Plus wird abgeschaltet. Der Stichtag stand lange fest, wer wollte, hatte genug Zeit, seine persönliche Chronologie der Mitgliedschaft im Netzwerk zu archivieren. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine Idee, die die breite Masse nie so ganz begeistern konnte.

Google Plus, das war der letzte größere Versuch Googles, mit einem sozialen Netzwerk eine Rolle zu spielen. Google kann fast alles: Als Suchmaschine ist es das Maß aller Dinge, im Smartphonesektor wird Google den Markt auf Jahrzehnte dominieren, beides führte schon mehrfach zu empfindlichen Wettbewerbsstrafen. Bei sozialen Netzwerken bewies das Unternehmen aber nie ein glückliches Händchen: Buzz, Orkut, wer erinnert sich noch an diese Dienste? Orkut war ein nach seinem Erfinder benanntes soziales Netzwerk, das vor allem in Südamerika florierte. Google kaufte es in der Hoffnung, dadurch vielleicht einen Fuß in die Tür der sozialen Medien zu bekommen, doch die Rechnung ging nicht auf und so hatte der Dienst gegen Ende nur mehr einige Millionen frustrierter Lateinamerikaner, die sich fragten, wieso denn plötzlich Schluss sein sollte mit dem Netzwerk, das im Rest der Welt niemanden interessierte. Google Buzz war dagegen ein Eigengewächs, eine Art Kreuzung aus E-Mail, RSS-Reader und Meinungsmacher. Es sollte an Gmail andocken und Interaktivität, den Austausch zwischen Nutzern, fördern, doch irgendwie war niemandem so richtig klar, was das Konzept hinter dem vor sich hin blubbernden Strom aus Meldungen war, so dauerte das Experiment nur etwa ein Jahr. Google Plus hat sich am längsten gehalten, doch der große Durchbruch blieb stets aus.

Google Plus wurde durch ein Datenschutzproblem erledigt

Google Plus war immer anders als Facebook oder andere Netzwerke. Das Konzept mit den Kreisen, durch die der Grad der Bekanntschaft zwischen den Nutzern charakterisiert wurde, war für viele Nutzern nicht eingängig. Wer tatsächlich mit anderen Nutzern in Kontakt treten wollte, konnte das gar nicht so einfach tun: Über Hangouts war das möglich, ein weiterer Google-Dienst, der schon seit Jahren ohne Plan vor sich hin existiert und jetzt für Privatkunden abgewickelt wird. Trotzdem hatte Google Plus seine Fans.

Denn seine größte Schwäche, der Mangel an Teilnehmern, wurde für die verbliebenen Nutzer irgendwann ein Plus im echten Wortsinn: Wenige Nutzer heißt auch weniger Störungen durch Belästigungen oder Spam.

Diskussionen konnten sich in aller Ruhe entwickeln und echten Mehrwert produzieren, für bestimmte Zielgruppen, etwa Landschaftsfotografen oder Kreative, wurde Google Plus zur bevorzugten Plattform.

Das Ende kam schließlich durch einen Datenschutzvofall, über den wir seiner Zeit auch berichteten. Zahlreiche Datensätze von Nutzern gelangten dabei ins Netz. Es war nicht der schlimmste Zwischenfall dieser Art, die diversen Facebook-Datenskandale waren viel schwerwiegender, aber es hat bei Google für ein Umdenken gesorgt. Es wurde klar, dass man erneut Geld in die Hand nehmen müsste, um den Dienst ordentlich abzusichern und wasserdicht zu machen, dazu war man aber nicht bereit. Google Plus lief nur noch nebenher, ein Neustart oder auch nur eine größere Investition stand nicht mehr zur Debatte. So wurde ein Abschalttermin festgelegt und die Nutzer zuvor mehrfach vor dem Verlust ihrer Daten gewarnt.

Heute schließt sich nun dieses Kapitel.

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