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80 Prozent müssen reichen, meint der Battery-Boy (Die Kolumne)

Apple denkt, ich sei schlauer als Siri. Wie anders ist zu erklären, dass unser Konzern der Herzen mich etwas entscheiden lässt, was Siri viel intelligenter machen könnte. Ich kann nur ein- oder ausschalten, ja oder nein, aber Siri könnte Uhrzeiten berücksichtigen, an mein Nutzungsverhalten anpassen, den Kalender auslesen, meine Fitness-Übungen einplanen und vieles mehr. Wovon ich rede? Apple hat in den iPhone 15 (warum nur dort?) einen Schalter eingebaut, mit dem ich als Nutzer die Batterie-Ladung auf 80 Prozent limitieren kann. Nur dies, knallhart, kein Entweder-Oder, maximal 80 Prozent. Immer.

Drei Optionen

Fairerweise muss man sagen, dass das „Optimierte Laden der Batterie“ (durch Siri, also künstlich intelligent) weiterhin möglich ist. Konkret habe ich sehr versteckt unter „Einstellungen“ – „Batterie“ – „Batteriezustand & Ladevorgang“ – „Ladeoptimierung“ drei Optionen: Das erwähnte optimierte Laden, meine 80 Prozent oder „ohne“, was nichts anderes als „immer 100 Prozent“ bedeutet.

Chemie-Unterricht

Verzeihen Sie einem gelernten Biologen etwas Chemie-Unterricht. Aber um Akkus zu verstehen, muss man sich mit Chemie beschäftigen. Ich mache es kurz! Fangen wir mit einem Nobelpreisträger (ja, für Chemie) an: Akiro Yoshino. Er wollte es möglich machen, dass eine Batterie in gleicher Weise Energie aufnehmen und abgeben kann. Je nachdem, ob ich den Strom für das Gerät benötige oder ob ich das Geräte lade. Der Ingenieur ging auf die Suche nach Materialien und fand sie mit Lithium-Cobalt-Oxid und Graphit. Deshalb werden moderne Akkus in Smartphones heute alle Lithium-Ionen-Akkus genannt. (Übrigens: Chemiker sagen wirklich Cobalt, alle anderen Kobalt.)

Strom

Wir lassen die Details nun weg, wie bspw. Strom entsteht, (wenn Elektronen in Bewegung geraten), dass ich verschieden geladene Seiten benötige (Anode und Kathode) und das Ganze in einer Flüssigkeit (dem Elektrolyt) passieren muss und Anode und Kathode (von einem Separator) getrennt werden müssen. Lassen wir alles weg.

Das Prinzip

Das Prinzip ist immer: Aus chemischer Energie wird elektrische Energie und umgekehrt. Zur Nutzung des Smartphones wird elektrische Energie benötigt, lade ich es auf, wird sie chemisch gespeichert. Das nennen Chemiker gerne Schaukelstuhlprinzip.

Verbrauchsmaterial

Wir hören es nicht gerne, aber so ein Akku hält nicht ewig. Eigentlich ist es Verbrauchsmaterial, das nur eine bestimmte Zeit benutzt werden kann und danach schlicht kaputt ist. So ganz stimmt das mit der „Zeit“ nicht, denn eigentlich müsste man vom „chemischen Alter“ sprechen. Eine entscheidende Größe ist die Anzahl der Ladezyklen. Mit einem Ladezyklus ist die Ladung von Null auf 100 Prozent gemeint und umgekehrt. Alles andere sind nur Teil-Ladezyklen. Konkret: Lade ich das Smartphone fünfmal von 60 auf 80 Prozent auf, habe ich einen vollen Ladezyklus (5×20 Prozent = 100 Prozent) gemacht. Hinzu kommt die Temperatur. Akkus mögen es wie die meisten Menschen nicht zu kalt und nicht zu heiß. Apple empfiehlt eine Temperatur für ihre Geräte zwischen 16 und 22 Grad und auf keinen Fall über 35 Grad. Und wenn es schon so heiß ist, wie in diesem Sommer in Las Vegas (s.u.), so soll man das Gerät auf keinen Fall laden. (Habe ich trotzdem getan!)

Stress pur für Mensch und Maschine: 42 Grad Außentemperatur

Stress

Neben Hitze-Stress ist der Ladezustand eines Lithium-Ionen-Akkus die alles entscheidende Größe für die Lebensdauer. Sie fühlen sich wohl bei 30 bis 70 Prozent der Ladung oder wenigstens zwischen 20 und 80 Prozent. Idealerweise wird ein iPhone innerhalb dieses Bereichs geladen, also: Nie leer werden lassen und nie voll aufladen. Alles andere ist schlecht für den Akku. Wobei wir bei Apple und dem neuen Schalter wären.

80 Prozent

Mit dem neuen Schalter sorge ich dafür, dass mein iPhone 15 Pro nie, wirklich nie, über 80 Prozent geladen wird. Beim alternativen, intelligenten Laden sorgt Siri dafür, dass möglichst lange bei 80 Prozent geladen wird, aber dann doch, zum Beispiel am Morgen, die 100 Prozent für den Tag bereitstehen. Und mit dem Knopf „Ohne“ ballere ich das Smartphone ständig zu, so dass es immer schnell bei 100 Prozent steht und dort beim Laden bleibt.

Besser?

Sind 80 Prozent als absolute Grenze besser? Auf jeden Fall schone ich meinen Akku, ob das für die Lebensdauer eines iPhones, besser, des Akkus in diesem iPhone, eine Rolle spielt, wird man abwarten müssen. Der Akku räkelt sich also in einer Wohlfühloase, aber macht mir das Stress? Ja, wenn ich das Smartphone einen sehr langen Tag oder auf einer Reise benötige und nur vier Fünftel der maximal möglichen Zeit nutzen kann, da der Akku nur 80 Prozent hat. Aber dafür gibt es ja Powerbanks.

Nachhaltigkeit

Noch ein Nachsatz für die nächste Folge der Sendereihe: Tim Cook trifft Mother Nature. Lithium wird auch als weißes Gold bezeichnet und stammt vor allem aus Südamerika, wo die Gewinnung für Wasserknappheit der Bevölkerung sorgt, das Cobalt stammt vor allem aus dem Kongo, wo zum Teil schlimme Arbeitsbedingungen herrschen. Doch Apple hat versprochen, bis 2025 ausschließlich recyceltes Cobalt zu verwenden. Für Lithium verspricht Apple, dass die Zulieferer alle überprüft wurden, um, Zitat (Fortschrittsbericht Umweltschutz 2022) : „die Einhaltung unserer Standards zu gewährleisten und dabei zu helfen, Risiken in den Bereichen Soziales, Umweltschutz, Menschenrechte und Unternehmensführung zu erkennen.“

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Marco Fileccia
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6 Kommentare zu dem Artikel "80 Prozent müssen reichen, meint der Battery-Boy (Die Kolumne)"

  1. Kottan58 19. Oktober 2023 um 19:28 Uhr ·
    Im Zeichen des E Autos, werden wir uns auch an die 80% beim iPhone gewöhnen
    iLike 1
  2. Wiesel 20. Oktober 2023 um 08:09 Uhr ·
    ?
    iLike 0
  3. Matzilinus82 20. Oktober 2023 um 08:40 Uhr ·
    Gibt auch ne deutsche Politikerin bei der ist Cobalt auch mal ein Kobold.🤣
    iLike 0
  4. Andyx 20. Oktober 2023 um 08:47 Uhr ·
    Lade immer 100% auf, aber schon wenn ich mindestens 40 oder 50% erreicht habe. So habe ich auch nach einem Jahr noch 100% Kapazität. Denke es ist schlimmer den Akku bis 10% zu leeren und dann auf 80% zu laden als schon bei 40%, dafür dann voll zu laden.
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  5. K19N 20. Oktober 2023 um 10:31 Uhr ·
    Batterie vernünftig laden alles schön und gut, aber man kann es auch übertreiben. Das iPhone soll immer noch mir dienen und nicht ich dem iPhone.
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  6. Gehirnchirurg 23. Oktober 2023 um 07:45 Uhr ·
    Ich halte das für totalen Quatsch. Meine Handys lade ich immer so, wie es mir organisatorisch am besten passt. In der Regel habe ich abends noch etwa 20% und lasse es dann über Nacht am Strom – ohne Begrenzung, also auf 100%. Morgens ist es dann randvoll. Das 12 Pro Max, das ich gerade gegen das 15er Modell eingetauscht habe, hatte trotzdem noch 85% Akkuleistung. Nach drei Jahren! Wieso in aller Welt sollte ich da den ohnehin zu kleinen Akku auch noch mit nur 4/5 der Kapazität laden? Schwachsinn…
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