„Apple muss den Mac App Store aufräumen!“
Vor rund sechs Jahren bekam der Mac mit OS X 10.6.6 ein neues Feature spendiert, welches für uns heute selbstverständlich scheint: Einen eigenen App Store nach dem Vorbild des größeren Bruders auf Apples mobilem Betriebssystem iOS. Cupertino revolutionierte damit die Installation von Programmen auf Computern. CDs oder DVDs waren nicht mehr nötig: Ein Klick und die Eingabe des iTunes-Passwortes genügen, um ein Pragramm zu installieren. Schon von Beginn an hatten Nutzer die Wahl zwischen mehr als 1.000 verschiedene Apps und nach nur 24 Stunden verzeichnete Apple bereits über eine Million Downloads.
Einmal installiert hält der App Store im Hintergrund Ausschau nach Updates – einschließlich Systemupdates – und aktualisiert die Apps auf Wunsch automatisch. Screenshots und Rezensionen rundeten das Paket ab und schon nach einem Jahr verzeichnete man 10.000 Apps im Mac App Store.
Doch in den letzten Jahren kam immer häufiger auch Kritik seitens der Entwickler auf. Neben kleineren Problemen bemängeln sie, zu wenig Reputation und Informationen über ihren Kunden zu erhalten. Außerdem gäbe es Probleme beim Einreichen neuer Updates, Einschränkungen beim Sandboxing und allgemein zu wenig Entwicklung. Nutzer können beispielsweise keine Test-Downloads durchführen, um die Qualität selbst zu beurteilen. Viele Kunden schrecken daher vom Kauf teurer Apps zurück. Zu guter Letzt kassiert Apple auch noch die üblichen 30 Prozent vom Kaufpreis. Anstatt die Probleme anzugehen, stellt Apple den Entwicklern derweil nur Lehrstoff zur Verfügung, wie sie ihre Apps erfolgreicher vermarkten könnten.
Das frustriert viele Entwickler, die dem App Store daher den Rücken gekehrt und ihre Apps wie BBEditor oder das Designtool Sketch lieber direkt-vermarktet haben.
Justin Pot von How-To Geek kritisierte den Mac App Store nun aus Kundensicht. Denn obwohl Apple für harte Restriktionen bei der Einlasskontrolle in seine App Stores bekannt ist, finden einige Entwickler immer wieder Möglichkeiten, betrügerische oder fehlleitende Apps einzuschleusen. Unter iOS nutzten gefälschte Shopping-Apps zuletzt die Tatsache, dass Apple keine Markenrechtsverstöße ahndet. Daran ändert auch Apples Aufräumaktion nicht viel, da sich diese vor allem auf ältere Apps konzentriert, die lange nicht mehr aktualisiert wurden und auf aktuellen Systemen schon gar nicht mehr laufen.
Aber auch der App Store auf dem Mac ist kein sicherer Hafen für Kunden, die sich mit Technik nicht so gut auskennen. Für viele Nutzer sind Computer verwirrend. Für Sie wäre das System eines vertrauenswürdigen und gepflegten App Stores besonders interessant, doch einige Entwickler nutzen gerade die Unbedarftheit dieser Zielgruppe aus, um mit missleitenden oder betrügerischen Apps Geld zu machen. Besonders Office-Anwendungen scheinen bei dieser Zielgruppe interessant zu sein. Sucht man beispielsweise nach „Microsoft Excel“, findet man eine ganze Palette von Apps, deren Logo verdächtig nach dem Produkt von Microsoft aussehen, obwohl die damit gar nichts zu tun haben.
Das erste Ergebnis ist dabei Vom Logo her noch recht unscheinbar: Das „Office Bundle – for Microsoft Word, Excel, PowerPoint Edition“ liegt mit einem Preis von rund 30 US-Dollar im Mittelfeld und sieht auf den ersten Blick nach der perfekten Lösung aus.
Auch der zweite Blick wirkt noch professionell und die Beschreibung verspricht, mit dieser App Word-, Excel- und PowerPoint-Dokumente anlegen zu können. Dem ist allerdings nicht so. Der 293 MB große Download enthält schlicht eine Sammlung von Templates. Selbst wenn die Templates 30 Dollar wert wären, müssen wir uns folgendes klar machen:
- Hier handelt es sich um das Top-Ergebnis auf der Suche nach „Microsoft Excel“.
- „Template“ steht nicht im Titel.
- „Template“ steht nicht einmal in der Beschreibung.
- Die Produktbeschreibung enthält Funktionen einer Office-Suite, die mit einer Template-Sammlung wenig zu tun haben.
- Es ist nicht einmal möglich, die App über das Stichwort „Templates“ zu finden.
Offensichtlich versucht der Entwickler, die Kunden zu täuschen – und Apple verdient an jedem Opfer 10 Dollar mit.
Bei einer Reihe weiterer „Apps“, die mitunter 25 Dollar kosten, handelt es sich schlichtweg um dedizierte Browser, die Microsofts kostenlose Online-Version von Office bereitstellen. Einige von euch wissen vielleicht, dass Microsoft seine Office Suite (mit Ausnahme von OneNote und OneDrive) gar nicht über den Mac App Store vertreibt, aber vielen Nutzern fehlt dieses Wissen. Fadenscheinige Entwickler machen sich auch hier wieder zu Nutze, dass Apple die Verwendung von Markennamen wie Microsoft, Word oder Excel oder Adobe’s Indesign sowie deren Logos nicht kontrolliert oder beschränkt.
Ein weiteres Interessantes Beispiel ist die Suche nach „Firefox“ oder „Chrome“: Dank „einer Art schwarzer SEO-Magie“ schafft es die App „Fast Browser“ auf den ersten Platz, schreibt Pot. Wie dem Entwickler das gelang, ist ihm unbegreiflich – schließlich wurde die 1-Dollar-App seit 2014 nicht mehr aktualisiert. Schon deshalb wäre es eine schlechte Idee, sie zum täglichen surfen im Netz zu verwenden. Die Suche nach „Adblock“ gibt eine 2-Dollar-App aus, die mit dem bekannten Browser-Plugin ebenfalls gar nichts zu tun hat. Wie schon bei Word, spuckt die Suche nach Websites wie „Facebook“ oder „Gmail“ nur Apps aus, welche die jeweilige Website öffnen. Und neben Maleware tummeln sich auch zahlreiche nutzlose Disk- und Memory-Cleaner im App Store.
Pot verzichtet auf weitere Beispiele. Sein Punkt lautet: Der App Store sollte Nutzer vor solchen Betrugsversuchen schützen, doch diese Aufgabe hat er verfehlt. Sein Fazit: „Apple muss den Mac App Store aufräumen!“
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8 Kommentare zu dem Artikel "„Apple muss den Mac App Store aufräumen!“"
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Siglinde 29. November 2016 um 16:34 Uhr ·Das ist in der Tat seltsam. Zumal Apple doch an anderen Stellen rigoros aufräumt?! – Hardware, veraltete Anschlüsse, …iLike 17
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Halb&Halb 29. November 2016 um 17:27 Uhr ·Ja warum wohl? Veraltete Anschlüsse…. u.s.w. bringen kein Geld mehr… solche Apps aber immerhin mindestens 15% vom Verkaufspreis.iLike 8
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Holger 29. November 2016 um 17:45 Uhr ·JawohliLike 1
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iPadAir 29. November 2016 um 18:11 Uhr ·Apple hat das Interesse am Mac App Store schon lange verloren. Das erkennt man schon ganz allein an der Aufmachung, die sich mit der neuen Designsprache beißt.iLike 8
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bmbsbr 1. Dezember 2016 um 12:04 Uhr ·Bestimmt haben die kein Interesse mehr… Apple ist ja dafür bekannt nicht am Geldverdienen interessiert zu sein.iLike 0
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. 30. November 2016 um 00:25 Uhr ·Was bist du für ein ? GesichtiLike 1
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rudluc 30. November 2016 um 13:54 Uhr ·Der Mac App Store ist besser als die Stores der Konkurrenz. Trotzdem sollte man das ernstgemeinte Engagement der Entwickler für ihre angebotene Software stärker auf den Prüfstand stellen. Ein Programm, welches seit 2013 oder 2014 nicht mehr aktualisiert worden ist oder wo die angegebene Entwicklerhomepage oder der Supportlink verwaist sind, sollte aus dem Angebot genommen werden.iLike 0
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JAKOB 30. November 2016 um 20:09 Uhr ·„Cupertino revolutionierte damit die Installation von Programmen auf Computern. CDs oder DVDs waren nicht mehr nötig: Ein Klick und die Eingabe des iTunes-Passwortes genügen, um ein Pragramm zu installieren“ NEUARTIG? Linux GUIs für versch. Paketverwaltugnen gab es schon vorher! Also bitte, Apple hat auch abgekuckt! Auch die Maus! Okay, Microsoft ist noch dreister mit ihrem „Windows Store“ …iLike 0