Apples Balanceakt zwischen sicher und einfach (Die Kolumne)
„It just works“, war eine der beliebten Sprüche von Steve Jobs, der gerne auch mal in der Präsentation metergroß präsentiert wurde. Der Spruch, nicht Jobs. Beim Thema Sicherheit im Jahre 2023 ist dies allerdings ein Balanceakt für Apple. Nun haben unsere Freunde aus Amerika ein neues Feature vorgestellt, einen besonderen Schutzmodus, der – wie der Name sagt – die Sicherheit erhöhen soll und gleichzeitig die Bedienung eines iPhones wesentlich komplizierter gestaltet. Wie der Modus genau funktioniert, können Sie hier nachlesen.
Apples Heimspiele
Apples Ruf als Premium-Marke hängt nicht unwesentlich vom Thema Datenschutz, sagen wir genauer vom Schutz personenbezogener Daten, ab. Hier leistet Apple, verglichen mit anderen Digitalkolossen, eine deutlich bessere Arbeit, obwohl unsere sympathische Firma wohl mit zweierlei Maß misst. So räumt Apple sich mutmaßlich besondere Rechte ein, die Nutzerdaten zu erheben, und verweigert dies – zum Glück – den Drittanbietern. So bekannt geworden im November 2022 mit den Daten der Nutzung des App-Stores mit einer ID namens „Directory Services Identifier“. Wie auch immer, Apple rühmt sein iPhone als besondere Datenschutz-Festung.
Digitaler Identitätsklau
Anfang des Jahres 2023 wurden Berichte aus den U.S.A. bekannt, in denen Diebe nicht nur das Gerät stehlen, sondern gleich die gesamte digitale Apple-Identität des Opfers. Der Trick? Relativ einfach! Das Opfer wird unter einem Vorwand gebeten oder zufällig beobachtet, wie es die eigene PIN des Smartphones eingibt. Und wird dabei heimlich gefilmt. Anschließend wird das Gerät gestohlen und innerhalb von Minuten die PIN auch auf iCloud geändert. Fatal Error! Dann ging nichts mehr. Auf diese Fälle hat Apple nun reagiert und das Ergebnis ist der optionale besondere Schutzmodus, der eine einfache und vor allem schnelle Übernahme des digitalen Lebens verhindert.
Doch tut sich Apple damit einen Gefallen? Sie ahnen es, die Antwort ist nicht so ganz einfach! Ja und Nein.
Ja, weil…
Wir hören es nicht gerne, aber die Sicherheit ist entscheidend bei Smartphones, besonders bei einem so verbreiteten Gerät wie dem iPhone. In dieser kleinen Kiste lagern wir Fotos, Bankdaten, Passwörter, E-Mails, Nachrichten, Adressen, Suchverläufe, Playliste, Favoriten, Bestelllisten und und und. Alles Informationen, die wir, um es mal ganz naiv zu sagen, nicht gerne an Fremde weitergeben. Deshalb können wir es uns in einer Welt, in der Cyber-Bedrohungen immer ausgefeilter werden, nicht leisten, bei der Sicherheit Kompromisse einzugehen. Deshalb ist es unabdingbar komplexere Passwörter zu verlangen, vielleicht sogar Passkeys verpflichtend einzuführen, das Gerät technisch so sicher zu machen, dass ein Missbrauch so schwer wie möglich wird. Auch, wenn dies bedeutet, dass die Nutzer ein wenig mehr Zeit benötigen, um ihre alltäglichen Dinge machen zu können. Diese Zeit ist gut investiert.
Nein, weil…
Technologie dient dazu, das Leben zu erleichtern, nicht zu erschweren. Wenn Sicherheitsmaßnahmen so kompliziert werden, dass der durchschnittliche Nutzer Schwierigkeiten hat, ein Gerät zu bedienen, verlieren wir den eigentlichen Zweck aus den Augen. Benutzerfreundlichkeit sollte aus diesem Grund immer an erster Stelle stehen. Wir sollten Technologien entwickeln, die sicher UND einfach zu bedienen sind. Diese Schutzmaßnahmen müssen automatisch greifen, ohne Zutun des Nutzers und nahtlos in das Nutzererlebnis integriert sein. Nehmen wir das Beispiel der ungeliebten Zwei-Faktor-Authentifizierung. Nur die Hälfte der Befragten gaben im Mai 2021 an, sie zu benutzen, inklusive Online-Banking, einem der sensibelsten Bereiche dafür. Die besten Möglichkeiten für Sicherheit sind nutzlos, wenn die Normalos sie nicht nutzen.
Wie löst Apple das Dilema?
Im Augenblick löst Apple das Dilemma auf sehr einfache Weise: Es lässt die Entscheidung über erweiterte Schutzmaßnahmen in weiten Teilen uns. Wir können ein starkes Passwort wählen, Face-ID und Touch-ID einrichten. Ob wir „Wo ist“ einschalten oder nicht, bleibt uns überlassen. Wir haben es noch immer in der Hand die Updates einzuspielen oder nicht. Wir können ein Backup anlegen, müssen es aber nicht. Wir können den „erweiterten Datenschutz“ für die iCloud einrichten oder es sein lassen. Wir können den Privat-Modus und „Private Relay“ aktivieren oder… Sie ahnen es!
Fazit
Apple ist schon sehr lange nicht mehr die Firma, die für „It just works“ steht. Das geht auch in dieser komplexen gewordenen Welt gar nicht anders. Noch windet sich der nette Konzern von nebenan mit Optionen, die er zur Verfügung stellt, ein wenig aus der Verantwortung. Das funktioniert für Nutzer, denen Sicherheit wichtig ist, wahrscheinlich sehr gut. Und schlechter für diejenigen, die sich nicht darum kümmern wollen oder können.
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1 Kommentar zu dem Artikel "Apples Balanceakt zwischen sicher und einfach (Die Kolumne)"
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Kottan58 22. Dezember 2023 um 15:25 Uhr ·Gerade die Sicherheit und das bemühen Apples dafür, ist mein Grund für Geräte von Apple. Wer diese Sicherheit selber fahrlässig umgeht oder nicht aktiviert, selber Schuld.iLike 1