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Ausgespäht: Wie Regierungen mit der Pegasus-Software weltweit Journalisten und Aktivisten überwachen

Sicherheit - Symbolbild

Zuletzt schlugen Enthüllungen eines internationalen Journalistenkollektivs hohe Wellen: Eine Software namens Pegasus ist in den letzten Jahren offenkundig dazu genutzt worden, Medienschaffende und politische Aktivisten in vielen Ländern auszuspähen. Vertrieben wird dieses mächtige Tool von der NSO Group, einer israelischen Firma, die schon lange im IT-Sicherheitssektor aktiv ist. Die Ausforschung von Journalisten durch ihre Software sei aber angeblich nicht vorgesehen.

Es sind monströse Machenschaften, die da Stück für Stück ans Licht gezerrt werden und die wir aufgrund ihrer Brisanz auch einmal aufgreifen wollen. Wer allerdings tiefer einsteigen möchte, dem sei auf jeden Fall die Arbeit der Aufdecker als Anlaufstelle empfohlen. Wir können nachfolgend nur die wichtigsten Eckdaten zusammenfassen.

Worum geht’s?

Aufgedeckt wurde die Affäre um die Pegasus-Software von einem Rechercheverbund von WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung, der in der Vergangenheit schon häufiger für spektakuläre Enthüllungen sorgte. In umfangreichen Recherchen haben Journalisten und Datenanalysten unter anderem von Guardian, Washington Post, Organized Crime and Corruption Reporting Project sowie in Deutschland neben NDR, WDR und SZ noch die Zeit das Material ausgewertet, das der Pariser Redaktion von Forbidden Stories zur Verfügung gestellt wurde.

Dieses Material umfasst etwa eine Liste, bestehend aus rund 50.000 Telefonnummern aus 50 Ländern. Hinter diesen Nummern stehen potenzielle Ziele staatlicher Überwachung. Diese staatlichen Akteure sitzen nach Erkenntnissen der Investigativjournalisten etwa in Mexiko, Saudi-Arabien oder Aserbaidschan, aber auch in Europa. Die ungarische Regierung unter Viktor Orbán ließ offenbar zwei kritische Journalisten bespitzeln.

Die Cyberwaffe Pegasus

Bewerkstelligt wird diese Spionage durch das Tool Pegasus, das von der israelischen NSO Group vertrieben wird. Mit Pegasus lässt sich ein infiziertes Smartphone aus der Ferne umfangreich steuern. Daten können abgeschöpft, das Mikrofon und die Kamera etwa während Besprechungen aktiviert werden. Android-Smartphones, aber auch Apple-Geräte sind für diese Software anfällig.

NSO erklärte stets, seine Software nur an staatliche Stellen zu verkaufen und zwar ausschließlich zum Zwecke der Terrorbekämpfung, dass sie auch anders eingesetzt wird, schien lange nicht problematisch zu sein.

Wer wurde ausgespäht?

Nun könnte sich das zumindest für einige Länder ändern: Wohl auch unter dem Druck der Öffentlichkeit wird NSO seine Software in Zukunft vermutlich nicht mehr an Saudi-Arabien verkaufen, zuvor hat das Unternehmen eigenen Angaben nach bereits fünf Kunden den Zugang zu den eigenen Lösungen entzogen.

Dennoch, zwar wurden wohl längst nicht alle 50.000 Rufnummern auf der Liste auch angegriffen, doch hunderte von Journalisten und Aktivisten, wie auch Politiker hat es wohl erwischt. Im Lager der Medien zählen unter anderem Mitarbeiter von CNN, den Agenturen Reuters und AP, der New York Times und der FT auf der Liste der Opfer. 13 ehemalige oder derzeitige Präsidenten oder Regierungschefs befinden sich ebenfalls unter den bespitzelten Personen.

Insgesamt hat die NSO Group Kunden in 40 Ländern und in 45 Ländern wurden Geräte von Zielpersonen infiziert. Neben Medienschaffenden und Politikern haben es Regierungen oft auch auf Menschenrechtsaktivisten abgesehen, darunter findet sich Loujain al-Hathloul, die sich in Saudi-Arabien für die Rechte der Frauen einsetzt.

Die Pegasus-Leaks dürften in den kommenden Tagen noch weitergehen, unterdessen ist dieser einleitende Abriss eine lesenswerte Grundlage zum Verständnis eines erschreckenden Angriffs auf die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in vielen Ländern und Regionen.

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Roman van Genabith
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3 Kommentare zu dem Artikel "Ausgespäht: Wie Regierungen mit der Pegasus-Software weltweit Journalisten und Aktivisten überwachen"

  1. Bambusradler 20. Juli 2021 um 19:49 Uhr ·
    „NSO erklärte stets, seine Software nur an staatliche Stellen zu verkaufen und zwar ausschließlich zum Zwecke der Terrorbekämpfung, dass sie auch anders eingesetzt wird, schien lange nicht problematisch zu sein.“ Soviel zur Theorie :-( Die Praxis deutet da ganz anderes an: Auch Macron im Visier der Cyberwaffe https://www.spiegel.de/ausland/pegasus-emmanuel-macron-im-visier-der-cyberwaffe-a-28bfa163-4933-41af-8128-9d63ed5e2501 Wenn sowas erst mal im Umlauf ist, dann kann letzten Endes keiner mehr kontrollieren, wer da was für einen Mist mit macht. Das einzige was wirklich hilft ist Schwachstellen schließen, sobald sie bekannt sind.
    iLike 1
  2. Robert 21. Juli 2021 um 06:29 Uhr ·
    Die Stasi hat sicher auch nicht beliebig überwacht. 🤣🤣🤣
    iLike 1
  3. Gast1 21. Juli 2021 um 08:19 Uhr ·
    Und genau das ist für mich der Hauptgrund warum Regierungen zur Zeit die Öffnung des App-Stores von Apple verlangen , um uns noch mehr von dieser Schad – und Spähsoftware unterschieben zu können. Dann auch noch legal. Bei einer Hintertür hat sich Apple verweigert nun kommen sie mit anderen Mitteln allen voran die USA und Europa. Kontrollwahn
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