Facebook: Immer mehr Ex-Angestellte prangern Konzern an
Nachdem die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen brisante Details zur Arbeitsweise von Facebook offengelegt hat, ist der Konzern zunehmend in die Kritik geraten. Doch dies war bei weitem nicht der erste derartige Vorfall. Im Folgenden beleuchten wir diesen sowie weitere Missstände, auf die Ex-Mitarbeiter bereits in der Vergangenheit aufmerksam gemacht hatten, sowie mögliche künftige Entwicklungen.
Wie bereits aus Medienberichten hervorging, hat die Whistleblowerin Frances Haugen kürzlich tausende Seiten interner Dokumente von Facebook veröffentlicht. Damit wollte sie zeigen, dass das Unternehmen bewusst irreführende Informationen über die eigene Forschung in Bezug auf die Sicherheit von Kindern, über die Wirksamkeit seiner künstlichen Intelligenz und seinen Einfluss bei der Verbreitung spaltender und extremistischer Mitteilung preisgegeben habe.
Zuletzt habe sie bei Facebook als leitende Produktmanagerin in der Abteilung „Civic Misinformation“ gearbeitet. Demnach sollte sie gemeinsam mit ihrem Team die Verbreitung von Falschinformationen und Hetze eindämmen. Letzten Endes habe sie sich allerdings eingestehen müssen, dass es ihr kaum möglich gewesen sei, eine Veränderung zu bewirken.
Aus diesem Grund habe sie sich schließlich dazu entschieden, die Öffentlichkeit über die Vorgehensweise von Facebook zu informieren. Im Zuge dessen hat sie insgesamt acht Beschwerden bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereicht mit der Erklärung, Facebook habe zwar Kenntnis über Probleme im Zusammenhang mit seinen Produkten gehabt, diese jedoch Anlegern gegenüber geleugnet. Damit habe der Konzern gegen das Wertpapiergesetzt verstoßen.
Zu den konkreten Anschuldigungen gehört unter anderem, dass nicht für alle Nutzerinnen und Nutzer von Facebooks Plattformen die gleichen Regeln gelten würden. So habe es der Konzern mit einem System namens XCheck knapp sechs Millionen Konten ermöglicht, gegen die Richtlinien in Bezug auf Inhalte zu verstoßen, ohne Sanktionen zu fürchten.
Darüber hinaus sei Facebook bekannt, welche negativen Folgen die Nutzung seiner Dienste bei Kindern haben können, wie beispielsweise ein reduziertes Selbstwertgefühl, Depressionen oder Suizidgedanken. Dennoch weigere sich das Unternehmen diesbezüglich weiterhin, ernsthafte Konsequenzen daraus zu ziehen.
Des Weiteren bevorzugten Facebooks Newsfeed-Algorithmen Posts, die negative Emotionen wie Empörungen unter Nutzerinnen und Nutzern hervorriefen. Problematisch sei dabei, dass der Konzern nicht offenlege, wie genau seine Algorithmen funktionieren und diese nicht von einer unabhängigen Stelle kontrolliert würden.
Zu guter Letzt sei die künstliche Intelligenz, die Facebook einsetze, um schädliche Inhalte auszusortieren, kaum in der Lage, diese zu erkennen. Zusätzlich existierten zu wenige menschliche Moderatorinnen und Moderatoren innerhalb des Konzerns, um dies zu kompensieren.
Immer mehr Whistleblower melden sich zu Wort
Bereits in der Vergangenheit hatten sich Ex-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter von Facebook zu Wort gemeldet, um auf die Missstände innerhalb des Konzerns aufmerksam zu machen. So hatte im letzten Jahr beispielsweise die ehemalige Angestellte Sophie Zhang darüber berichtet, dass sie im Zuge ihrer Tätigkeit viele verdächtige Bot-Netzwerke identifiziert und gemeldet habe. Dennoch habe Facebook diese erst nach einiger Zeit oder gar nicht gelöscht.
Nach den neuesten Enthüllungen wurden erneut vermehrt interne Stimmen laut, die das Vorgehen des Konzerns anprangern. Demnach wirft ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter dem Unternehmen vor, die Maximierung seiner Profite über alles zu stellen. Denn auch er habe zusehen müssen, wie Facebook sich bewusst dagegen entschieden habe, seine Nutzerinnen und Nutzer vor schädlichen und illegalen Inhalten zu schützen, um das Wachstum seiner Plattformen nicht zu gefährden und die US-Regierung unter Donald Trump nicht zu verärgern.
Facebook kontert
Laut Facebook seien all jene Vorwürfe falsch und spiegelten nicht die Arbeitsweise des Unternehmens wider. Stattdessen habe dieses beispielsweise den Newsfeed-Algorithmus modifiziert, um Inhalten von Freunden und Familie stärker hervorzuheben.
Darüber hinaus beschäftige es 15.000 Moderatorinnen und Moderatoren für mehr als 70 Sprachen, um die Verbreitung von Fake-News einzudämmen. Damit habe es zwar die Anzahl von Hassmails in den letzten drei Quartalen um 50% gesenkt, doch dies betrifft nur 0,05% der Inhalte.
Ein Ausblick
Welche Initiativen könnte Facebook ergreifen, um das Problem zu lösen? Für Frances Haugen steht dabei mehr Transparenz im Vordergrund. Zudem müsse das Unternehmen aufhören, Inhalte danach zu sortieren, wie oft Nutzerinnen und Nutzern mit diesen interagiert hätten.
Andere Expertinnen und Experten sind ähnlicher Meinung: Sie fordern, dass Facebook sich dazu verpflichtet, seine Forschungsergebnisse regelmäßig zu veröffentlichen und seine Daten von einer unabhängigen Stelle überprüfen zu lassen.
Auch Mark Zuckerberg selbst wünscht sich eine stärkere Regulierung für den Konzern. Damit gibt er die Verantwortung weiter an die Politik, mehr Regeln für Soziale Netzwerke darüber zu schaffen, wie zum Beispiel mit schädlichen Inhalten sowie Datenschutz umgegangen werden soll.
Derweil plant die Europäische Union zwei neue Gesetze, um klarere Regeln für Internetkonzerne zu schaffen. Die Abstimmung hierzu wurde verschoben, da Frances Haugen dazu eingeladen wurde, zu diesem Thema zunächst ein Statement vor dem EU-Parlament abzugeben.
Währenddessen hat sich der Facebook-Konzern bekanntlich in Meta umbenannt, um sein Image aufzupolieren. Doch selbstverständlich glaubt niemand, dass dadurch auch die Probleme verschwinden.
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2 Kommentare zu dem Artikel "Facebook: Immer mehr Ex-Angestellte prangern Konzern an"
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Andi68 2. November 2021 um 20:39 Uhr ·Also da haben wir 3 unzufriedene Mitarbeiter und im Gegenzug Zehntausende Zufriedene. Was soll die ganze Hetze und Fake News.? Ich glaube da haben ein paar Leute komplett den Bezug zur Realität verloren.iLike 0
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Heinzelmännchen 2. November 2021 um 23:01 Uhr ·#deletefacebookiLike 2