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Keynote-Gedanken: Apple erzählt perfekte Geschichten – Die Kolumne

Apples Keynote vom September 2022 ist Geschichte. Es wurden drei Produkte in vielfältigen Variationen vorgestellt: Das kleinste, neue Airpods Pro der 2. Generation, das iPhone gleich viermal: 14 Pro und 14 Pro Max, 14 und 14 Plus (fragen Sie mich nicht nach den Namen!) und die Apple Watch in drei Varianten: SE, 8 und Ultra (siehe oben). Ganz neu waren das iPhone 14 Plus (also das große Basismodell) und die Watch Ultra. So weit war mein Erwartungsmanagement o.k. (siehe die Prä-Keynote-Kolumne der letzten Woche). Doch was fiel mir noch an der Keynote auf – abseits der Produkte?

Gefährlich draußen

Tim Cook begann die Präsentation einsam und verlassen auf einem perfekten Rasen und vor der Mensa (man tut ihr etwas unrecht mit dieser Bezeichnung) im Apple Park, also draußen. Das tut der Mann öfter und scheinbar gerne, was angesichts der Hitzewelle in Kalifornien sicherlich nicht einfach war. Doch nicht nur der Chef stand draußen, man hatte den Eindruck, die Belegschaft hätte einen Betriebsausflug gemacht. Ron stand mitten auf der Straße und ich hatte die ganze Zeit Angst ein Auto könnte ihn übersehen, Jeff wurde auf einen Felsen inmitten einer Gebirgslandschaft gestellt und ich dachte: Mann, bleibe ja stehen! Keine Bewegung! Julz stand in gleicher Landschaft und scheinbar direkt vor einem Abgrund. Das gleiche bei ihr: Ich konnte kaum zuhören, so zitterte ich um ihre körperliche Unversehrtheit. Mike (nicht direkt von Apple, aber CEO von irgendwas mit Tauchen) stand auf einem kleinen Schlauchboot an der Küste inmitten von Gasflaschen, die explodieren könnten. Die arme Mitarbeiterin Mary-Ann wurde gar durch ein ganzes Szenario potenziell gefährlicher Situationen geschleust: In der U-Bahn mit Kopfhörern, gefährlich dicht an einem Presslufthammer und am Ende noch im Café Wolfe! Vielleicht trug sie deshalb einen knall-orangenen Overall der guten Sichtbarkeit. Zum Glück war dies nur Fake und am Ende wurde deutlich, dass dies alles in dem komischen Apple-IKEA-Studio mit Fake-Räumen gedreht wurde. Ashley Williams wurde schwanger auf einer riesigen Hochebene gefilmt und ich hoffe, ein großes Team war in der Nähe, auch wenn sie die neue Satelliten-Zauber-Rettungs-Funktion vorstellen durfte oder sogar live testen.

Geschichten

DAS kann Apple. Geschichten erzählen. So wie die Dankesbriefe von Erik, Hannah, Marcos, Bill, Taryn, Dr. Korn und Shae an Cook, wie die Apple Watch ihr Leben rettete. Perfekt erzählt, perfekt bebildert und mit dem perfekten Spannungsbogen. Für mich Gänsehautmomente, auch wenn sich hier ein Billionen-Dollar-Konzern selbst feiert. Man mag sich allerdings nicht ausmalen, wenn das die echten Personen waren (also keine Schauspieler), die sich erneut der Situation aussetzen mussten und erneut vor dem Wrack eines Flugzeugs oder auf einem zugefrorenen See stehen mussten. So ein Flugzeugabsturz oder Einbruch in einen Eissee kann schon mal eine posttraumatische Belastungsstörung auslösen. Sei es drum, auf jeden Fall perfekt erzählte Geschichten.

Vielfalt mit Sprechrobotern

Die Zeiten eines Alleinunterhalters wie Steve Jobs sind nun schon lange vorbei. Aber wenn es einen Unterschied gibt zu früheren Zeiten, dann der, dass es eine große Vielfalt an Präsentatoren gibt, die es manchmal schwer machen, zu folgen. So kamen Tim Cook, Jeff Williams, Deidre Caldbeck, Sumbul Ahmad Desai, Ron Huang, Julz Arney, (Mike Huish), Mary-Ann Rau, Kaiann Drance, Caron Thor, Ashley Williams, Greg Joswiak, Alan Dye und Vitor Silva zu Wort. Wissen Sie noch, wer wer war und was gezeigt hat?

Obwohl die Vielfalt an Sprechern groß ist, so haben sie doch alle die gleiche Sprechtrainerin. Der gleiche Habitus, die gleiche Körpersprache, sogar – mit wenigen Ausnahmen – den gleichen Rhythmus und Betonung, die gleichen Schritte von links nach rechts, wie ein Roboter. Auch wenn Tim Cook nach knapp 70 Minuten noch ungewöhnlich agil war und geradezu aus dem Gebäude stürmte. Die einzige Ausnahme hier kam in dieser Keynote nicht vor: Greg.

Kleine Überraschungen

Nehmen wir uns zum Schluss noch die Mini-Kleinigkeiten vor, die dann doch überraschten: Die neuen AirPods Pro sind mit dem Uhr-Lade-Dings-Knopf ladbar. Solltet ihr es wirklich verstanden haben? Keine SIM-Karten-Slots mehr im Smartphone, wenn auch zunächst nur in den U.S.A. Und ich kann wohl mehr als zwei eSIM-Karten einrichten, ein Glück für alle Business-Privat-Wechsel-Nutzer. Wirklich beeindruckend war auch, welchen Aufwand Apple für das SOS-Satelliten-Feature betrieb, auch wenn die Aussage „Kostenlos in den ersten beiden Jahren“ Schlimmes befürchten lässt. Und… gehen den Marketing-Genies von Apple die Namen aus? Ja, die neue Farbe heißt tatsächlich „Deep Purple“! Obwohl… Dynamic Island klingt nicht schlecht, so nach King Kong.

 

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Marco Fileccia
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2 Kommentare zu dem Artikel "Keynote-Gedanken: Apple erzählt perfekte Geschichten – Die Kolumne"

  1. Gerhard 9. September 2022 um 09:13 Uhr ·
    Wunderbar. Sehr gut! Orange ist ja zur Zeit Trendfarbe… Bei der Ultra Watch hat man jetzt sofort einen Erkennungsfaktor für eine 1000 € Uhr. Dank auch des seitlichen orangefarbenen Knopfes. (OK, auch wegen der Größe :-) Man merkt bei diesen Keynote immer mehr, dass Apple zum Filmkonzern wird. Das ist mir alles zu glatt und unpersönlich. Ich dachte eigentlich, es wäre mal wieder mit Menschen vor Ort. Am liebsten wäre es mir, es gäbe so was nur noch alle 2 Jahre. JEDES Jahr 2 Keynote mit jedes mal noch besseren iPhones, etc… Und jedes Jahr ein neues Betriebssystem – brauche ich auch nicht.
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  2. Philipp 9. September 2022 um 13:23 Uhr ·
    Tim Cook ist durchgehend abwechseln mit den Knien eingeknickt. Ich glaube es hätte sowas wie „mit nachdruck“ aussagen sollen. Hat aber eher so gewirkt, dass er sich krankheitsbedingt nicht mehr halten kann.
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