Soundcore Spirit X2 im Test: Für basslastige Kniebeugen geeignet | REVIEW
Eines meiner ersten Reviews hier bei Apfelpage war über die Powerbeats Pro (zum Artikel) – die ersten True-Wireless-Ohrhörer aus dem Hause Beats mit Fokus auf Sport. Auch Anker Innovations ist mit dem Tochterunternehmen Soundcore im Bereich völlig kabelloser In-Ears unterwegs und bietet eine breite Palette an Einsteiger- und Mittelklassegeräten an, welche jedoch eher für den klassischen Alltagsgebrauch gedacht sind. Nun erweitern die Soundcore Spirit X2 das True-Wireless-Portfolio um explizite Sportohrhörer.
Alles, was Ihr darüber wissen müsst, findet Ihr in diesem Review.
Viel Spaß :)
EINSATZGEBIET
Die Bluetooth-Kopfhörer für intensive Workouts waren bei Soundcore stets mit Verbindungskabeln versehen, so auch der Namensgeber Spirit X. Die Spirit X2 können also als kabellose Evolution angesehen werden. Damit erben sie das In-Ear-Design sowie die Ohrhaken und bedienen denselben Use Case: Beim Training soll man sich auf’s Trainieren konzentrieren und nicht auf wackelnde Ohrhörer mit mangelhaftem Sound und kurzer Batterielaufzeit. Damit sind sie ein direkter Konkurrent zu den Powerbeats Pro, die für dieselben Zwecke zum Einsatz kommen.
Hier geht es also nicht um den kleinen, schlichten Kopfhörer für zwischendurch, der in jede Hosentasche passt. Die pure Leistung steht im Vordergrund – sei es beim Akku, dem Sound oder dem Handling.
FUNKTIONEN
Sound
- „BassTurbo“-Technologie mit vergrößerten 12mm Audio-Treibern
- cVc 8.0 Geräuschunterdrückung für rauschreduziertes Telefonieren
Handling
- „SweatGuard“-Technologie mit IP68-Zertifizierung
- Akkukapazität für 9 Stunden Laufzeit / 36 Stunden mit Ladecase
- Schnellladefunktion (10 Minuten für 2 Stunden Leistung)
- biegsame Ear-Tips und Ear-Hooks in verschiedenen Größen und Formen
- Laden per USB-C
VERPACKUNG & INHALT
Wenn es um die Box geht, kann ich fast uneingeschränkt auf das Review der Liberty 2 Pro verweisen (zum Artikel). Denn Soundcore-typisch ist alles zugepackt mit Bildchen, Logos, Informationen und Grafiken. Eigentlich schade, denn die Verpackungen der Anker-Produkte (Powerbanks etc.) sind schlichter gehalten und gefallen mir um einiges besser.
Ebenfalls hat der Karton der Spirit X2 diese obligatorische Vorderseite zum Auffalten, um durch ein Sichtfenster den Blick auf Ohrhörer und Ladecase zu ermöglichen. Ihr wisst es, dass ich auch das nicht sonderlich mag. Es macht auf mich einen billigen Eindruck und erzeugt außerdem unnötigen Plastikmüll. Andere Hersteller wie Mophie machen es vor: Es geht auch ohne Kunststoff (Review: Mophie Batterycase).
Unter einer weißen Abdeckung verstecken sich Ladekabel (USB-C auf USB-A), weitere Ear-Tips und -Hooks sowie haufenweise Papierkram. Achja, das ganze Zeug liegt übrigens in einem weiteren Kunststoff-Inlay.
DESIGN
Wie schon angesprochen, ist nicht nur der Anwendungszweck der Spirit X2 ähnlich zu den Powerbeats Pro, sondern auch die Optik. Der größte Teil der Kopfhörer besteht aus dem recht massigen Mittelstück, das überwiegend aus Akku bestehen wird. Ebenso befinden sich dort der 3-Pin-Connector zum Laden, die Mikrofone und Status-LEDs sowie die Control-Wippen zur Steuerung. Am unteren Ende sind in leicht schrägem Versatz die In-Ear-Köpfe angebracht, am anderen Ende die Ohrhaken für den besseren Halt. Das Soundcore-Logo ziert die Außenseite.
Größtenteils kam beim Material eine matte, silikonartige Beschichtung zum Einsatz, die Fingerabdrücke leider magnetisch anzieht. Der Ear-Hook und die In-Ear-Aufsätze sind aus ‚klebrigem‘ Gummi, das Staub einfängt wie verrückt. Insgesamt sind es ziemlich viele einzelne Bauteile, weswegen (gerade bei solch kleinen Geräten) die Spalten dazwischen enorm auffallen. Hier hätte man auf ein besseres Unibody-Design setzen können.
Beim Ladecase wurden außen dieselben Materialien verwendet wie bei den Kopfhörern. Oben ist wieder ein Soundcore-Schriftzug zu finden, auf der Stirnseite der LED-Batteriestatus. Gegenüber liegt der USB-C-Ladeport – verdeckt durch einen Aufsatz – und der Reset-Button. Die Aufnahmeschale im Inneren ist dagegen komplett in glänzender Klavierlack-Optik gehalten, was überhaupt nicht stimmig ist und weniger wertig aussieht.
TRAGEKOMFORT & HANDLING
Vorneweg ein paar Worte zum Einsetzen ins bzw. Herausnehmen aus dem Ladecase: Das gefällt mir bei den Spirit X2 außerordentlich gut. Der Magnetismus der Box ist stark und bewegt die Kopfhörer direkt in die richtige Position. Auch klappt das Entfernen ruck-zuck und ist kein Gefummel wie bei manchen Konkurrenzprodukten.
Das Aufsetzen der Spirit X2 ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig – erst die In-Ears in den Gehörgang, dann nach hinten drehen und schließlich die Ohrhaken richtig positionieren. Im Gegensatz zu den Powerbeats stehen die Spirit X2 dann komplett aufrecht im Ohr, was im Spiegel nicht wirklich ästhetisch aussieht.
Hat man die passenden Ear-Tips und -Hooks gefunden, ist der Halt im Ohr absolut hervorragend. Und das ist auch während sämtlichen Sportarten der Fall, bei denen ich sie getestet habe: Sei es im Fitnesstraining, beim Joggen oder Yoga (letzteres nur für Euch!). Auch stören mich die Spirit X2 selbst nach längerem Tragen nicht, was mich aufgrund des Gewichts positiv überrascht hat.
Was mich dagegen stört, ist das Bedienkonzept der Schaltwippen. Der obere rechte Button ist zum Erhöhen der Lautstärke, der linke obere zum Verringern. Der untere Knopf ist auf beiden Seiten für alle anderen Funktionen zuständig: Anruf abnehmen/auflegen, Sprachassistent, Play/Pause, Titel vor/zurück, Power On/Off und EQ. Ihr merkt schon, dass es sehr viele Optionen gibt, die man sich erstmal alle merken muss. Sinnvoller würde ich es finden, die Volume-Buttons auf einer Seite und dafür zwei Funktionsknöpfe auf der anderen zu positionieren.
Des Weiteren finde ich die Betätigung der Schalter aufgrund der komplett aufrechten Stellung sowie der hohen Platzierung am Gehäuse wenig ergonomisch, ja sogar kontraintuitiv. So greife ich mit Zeigefinger und Daumen immer sonst wo hin, aber nicht an die richtige Stelle.
Auch zu den nervigen – leider jedoch fast Marktstandard gewordenen – Sprachansagen von Bluetooth-Earphones möchte ich noch etwas sagen. Bitte lasst diesen Schmarren! Es ist so grausig, wenn mir eine unnatürlich klingende Roboterstimme mitteilt, wie der Akkustand ist, dass die Earphones verbunden sind oder ob ich gerade im „BassUp“- bzw. Normal-Modus spiele. Es schaffen auch andere Hersteller, dieses Dilemma mit netten Hinweistönen zu umgehen.
Weiter stört eine leichte Sychronisationsschwäche bei Eingabebedienungen. Schalte ich z. B. lauter, wird erst der rechte Kopfhörer lauter, bevor es der linke wird und umgekehrt. Auch sind die Sprachansagen nicht perfekt synchron, was einen seltsamen Hall erzeugt.
Zu guter Letzt aber ein Loblied an den Akku. Denn hier gibt es absolut nichts auszusetzen. Die Spirit X2 halten ewig, weshalb Ihr Euch darüber überhaupt keine Gedanken machen müsst. Auch schätze ich das Batterie-Management ziemlich gut ein. Die Ohrhörer gehen nämlich nach einigen Augenblicken ohne Soundwiedergabe in einen Standby-Modus.
SOUND
Auch den Spirit X2 habe ich mit meiner Sound-Test-Playlist das Fürchten gelehrt. Also gehen wir mal durch ein paar Genres durch…
Eines machen die Spirit X2 schonmal verdammt richtig: Sie schirmen – zumindest bei mir – ziemlich gut ab, was selbst bei In-Ears nicht immer der Fall ist. Vor allem bei tiefem Rauschen (z. B. Laufen an einer Straße) sind mir die Spirit extrem positiv aufgefallen. Das hilft, dass der Sound auch bei geringer Lautstärke detailreicher und der Bass voluminöser wird.
Ein ANC vermisse ich also nicht, da sie im Normall eine ausreichende Abschirmung bieten. Eher würde mir ein Transparenzmodus abgehen.
Steigen wir beim Soundtest direkt ein mit… doch Halt! Was hören meine Lauschlappen da? Klares und stark wahrzunehmendes Grundrauschen! Es zieht sich durch die Soundcore-Familie wie ein roter Faden. Schon bei den Liberty 2 Pro [zum Review] habe ich es angesprochen und die Spirit X2 kranken an derselben Stelle: Gehen die Kopfhörer an, rauschen sie und das bleibt bestehen, bis der Standby-Modus angeht. Das ärgert einfach nur und darf im Jahr 2020 nicht mehr passieren.
Jetzt also nochmal – wir beginnen mit bad guy von Billie Eilish. Das ist ein guter Einstieg, um dem Bass auf den Zahn zu fühlen. Und ehrlich gesagt, bin ich ernsthaft begeistert. Lautstärke auf 50% und die Tiefen drücken schon ordentlich auf’s Ohr – derweil bin ich noch im „Normal“-Mode. Ich habe es gewagt, „BassUp“ zu aktivieren. Was dann passiert, ist schwer zu beschreiben. Man könnte sagen, der Bass nimmt mehr Raum ein und wandert von der Membran weiter ins Innere meines Kopfes. Das unterscheidet sich grundlegend vom undifferenzierten ‚Gewumme’ anderer Kopfhörer, da die Schwingungen des Treibers tatsächlich wahrnehmbar werden. Also wirklich geil, was diese Dinger in puncto Bassleistung abliefern. Für den ein oder anderen ist es vielleicht fast schon zu viel. Der Ultimativtest wäre wahrscheinlich mit Elektro Kardiogramm von Kraftwerk durchzuführen…
Der Song bad guy eignet sich auch für die Einschätzung der Stereo-Separation, da eigentlich im ganzen Track ein ‚Billie-Eilish-Chor’ – aufgeteilt auf mehreren Kanälen – singt. Hier überzeugen die Spirit X2 ebenfalls. Die Stimmen sind klar verständlich und gut voneinander getrennt wahrzunehmen – überragende Arbeit, Soundcore.
Gehen wir noch etwas genauer auf Gesang bei Orchesterinstrumenten ein. Feeling Good von Michael Bublé bietet ein solides Grundgerüst. Die Stimme kommt dominant hervor, wenn auch wenig detailreich. Leider fehlt den hohen Streichern im Intro viel Dynamik. Das wird später beim Einsetzen der restlichen Instrumente nicht besser. Da erwarte ich einfach mehr Power und Detailtiefe. Auch die gesamte Räumlichkeit ist etwas unterbesetzt. Der Anfang von Madre Dolcissima, einem echten Zucchero-Klassiker, klingt zu leer, zu undifferenziert.
Es wird also klar, dass die Spirit X2 nicht für das audiophile Feuerwerk gedacht sind und die feinen Nuancen bei gewissen Genres entspannt übergehen. Also noch einen Blick in Richtung klassischer Rap, denn da kann Soundcore größtenteils wieder trumpfen. Vor allem bassintensive Beats und Vocals in Old-School-Manier kommen gut hervor. Werden die Tracks jedoch aufwendiger – z. B. mit dem Orchester bei Alphagenetik – sinkt die Freude wieder, da ich die räumliche Brillanz vermisse.
Für Sprachaufnahmen wie Podcasts sind die Spirit X2 ‚ok‘ gut geeignet, je nach Sprecher ist das Audio nämlich zu basslastig und detailschwach. Filme sind dagegen wieder etwas interessanter, da gerade Actionszenen durch die Tiefen eindrucksvoll gestaltet werden. Für einen echten Genuss fehlt aber auch hier die Dynamik.
Die Mikrofonqualität ist übrigens ziemlich gut. Die Aufnahmen sind im Vergleich zu Konkurrenzprodukten sowohl klar als auch verständlich und die cVc-Geräuschunterdrückung macht meiner Meinung nach einen guten Job. Vor allem an lauten Straßen schirmen sie einiges an Störgeräuschen ab.
PREIS
Die Soundcore Spirit X2 bekommt Ihr zur Markteinführung (Anfang Juni 2020) zu einem Preis von EUR 119,99.
Damit liegen sie in etwa im Preissegment der Powerbeats3 und noch etwas unter den erst kürzlich erschienenen Powerbeats4, welche es für knapp EUR 150,- gibt . Natürlich sind das kabelgebundene Bluetooth-Kopfhörer. Für die True-Wireless-Alternative Powerbeats Pro zahlt man nämlich über EUR 200,-.
Selbstverständlich finden sich auch viel günstigere Angebote bei diversen Onlineshops. So gibt es bereits für unter EUR 50,- kabellose In-Ears mit Ohrhaken und Bluetooth 5.0, die zudem sehr gute Bewertungen haben. Über die Qualität dieser niedrigpreisigen Geräte kann ich persönlich nichts sagen. Nur soviel: Auch Earphones wie die EOZ Air für über USD 100,- sind ihr Geld nicht unbedingt wert.
Alles in allem bewegen sich die Spirit X2 sicherlich in einem gehobenerem Feld, sind in dieser Geräteklasse aber etwa im Durchschnitt.
FAZIT
Mein Schlusswort zu den Spirit X2 fällt zweigeteilt aus, da ich einerseits einige Kritikpunkte habe, andererseits von manchem sehr begeistert bin.
Zum Sound: Die Bässe sind für diese Gerätegröße nicht von schlechten Eltern und überzeugen gerade bei Genres wie Hip-Hip, Dance, Dubstep und vergleichbaren Richtungen. Die Dominanz der Tiefen wirkt sich dagegen stark auf die höheren Frequenzen aus. So fehlen in den Mitten viele Details, die Höhen sind zu wenig brillant. Darunter leidet die Dynamik enorm, was ein ausgeglichenes Hörvergnügen erschwert.
Dahingegen ist die Akkulaufzeit sowie die Abdichtung der In-Ears phänomenal gut. Auch beim Tragekomfort lässt sich nichts aussetzen, wenngleich die Optik des massiven Corpus nicht Jedermanns Sache ist. Die Bedienung der Buttons ist zudem ungewohnt und verwirrend. Wer ansonsten noch andere Kopfhörer nutzt, wird eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen, bis die fehlerfreie Steuerung funktioniert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Spirit X2 aufgrund ihres Aufbaus und des Sound-Profils tatsächlich nur auf einige spitz zugeschnittene Use Cases ausgelegt sind. Es steht die Verwendung bei langen sportlichen Aktivitäten im Fokus, zu denen vorwiegend bassintensive Medien abgespielt werden. Genau dafür oder als kostengünstigere Alternative zu den Powerbeats Pro wären die Spirit X2 bestimmt einen Versuch wert. Ob es auch die knapp EUR 120,- wert sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich hätte mich mit einem klaren Statement unterhalb der 100er-Marke wesentlich wohler gefühlt.
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