Technik der Sportübertragungen – Welche Neuerungen brachte die Fußball-WM?
Die Weltmeisterschaft im Fußball ist nicht nur für das Austragungsland eine große Chance auf Tourismus und ein gutes Image, sondern bietet vielen Technikunternehmen und Fernsehsendern die Möglichkeit, ihre Innovationen einer großen Masse vorzustellen. Kein Wunder also, dass vor großen Sportevents neue Techniken auf dem Vormarsch sind. Wir haben die Neuerungen unter die Lupe genommen!
Mehr Fairness durch VARs
Anfang März verkündete FIFA-Präsident Gianni Infantino, dass der sogenannte „Video Assistent Referee“ nun offiziell in Fußballspielen eingesetzt werden darf. Dies bedeutet, dass das Schiedsrichterurteil mit Videobeweisen klarer und fairer werden soll. Videoschiedsrichter können dabei die Urteile der Schiedsrichter am Feld überprüfen und bei einem Fehlurteil eingreifen. Während viele Urteile überprüft wurden, kamen die Videobeweise trotzdem nicht im Übermaß zum Einsatz. Das ist gut, bestätigt Pierluigi Collina, Chef der Schiedsrichterkommission, denn die Videoschiedsrichter schreiten nur dann ein, wenn es wirklich nötig ist. Somit scheint das Experiment der VARs bisher sehr gut zu funktionieren. Seit dem Einsatz des Videobeweises sind in der WM deutlich mehr Elfmeter zu sehen und derzeitig 24 Strafverstöße (Stand 29.6.2018) festgestellt worden. Jedes Gerangel und jeder mögliche Schritt in den Strafraum wird genau überprüft. Trotzdem ist das System noch nicht perfekt. Laut Collina ist die FIFA durch den Einsatz von VARs aber schon deutlich nahe an den perfekten
Schiedsrichterentscheidungen dran. So zum Beispiel bei dem entscheidenden Tor von Südkorea, das Deutschland endgültig aus dem Rennen verbannte – es zählte nur durch den Videobeweis.
Streaming und TV
Die Spiele werden in Russland mit allem Drum und Dran aufgenommen. Verfügbar sind sie laut FIFA in 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde und sogar mit dem HDR-Effekt (High Dynamic Range), also einer verstärkten Detailschärfe in dunklen so wie hellen Bereichen und damit einem besseren Kontrast. Selbst Techniken wie VR und 360-Grad-Aufnahmen werden unterstützt. Das Problem liegt dabei leider bei den Streaming- Möglichkeiten, die oft nicht ausreichen, um diese Funktionen an die Zuseher zu bringen. Dabei sind sie ganz schön hinterher, denn bereits viele andere Events und Sportveranstaltungen nutzen Live-Streaming als Branchen-Standard. So beispielsweise die Live-Casinos von Betway, bei denen Spieltische in HD in Echtzeit übertagen werden. Auch im Bereich von eSports ist eine Live-Übertragung via Stream ein absolutes Muss und selbst Snooker-Events werden über Streaming im Internet übertagen. Da haben Fußballübertragungen wohl noch einiges aufzuholen. Die BBC testet während der WM den BBC iPlayer, mit dem die Spiele in Großbritannien in 4K und mit HDR gestreamt werden können. Obwohl auch andere Ländern mit einem VPN in den Stream einsteigen können, ist die Anzahl der Nutzer des BBC iPlayers auf eine unbekannte Zahl beschränkt. Viele Streaming-Angebote sind außerdem nicht kostenlos. Die Telekom bietet zumindest Ausschnitte der Spiele im kostenlosen Stream an. Im deutschen Fernsehen bietet nur der bezahlte Sender Sky eine 4K-Übertagung für Abonnenten des „Sky Sport UHD“-Pakets.
Nachdem es sonst kaum 4K-Sportübertragungen auf Sky gibt, stellt sich hier die Frage, ob ein Abonnement wirklich Sinn macht. Für Österreicher gibt es dagegen bessere Nachrichten: Die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt ORF überträgt die 220 Stunden Live- Aufnahmen nämlich standardmäßig in Ultra-HD. Ganze 100 Mitarbeiter sind an der reibungslosen Übertragung beteiligt.
Die Fußball-WM mit VR erleben
Auch in Sachen Virtual Reality ist die BBC ein Vorreiter bei der diesjährigen WM. Der Sender bietet Zusehern mit VR-Brillen die Möglichkeit an, die Spiele wie vor Ort mitzuerleben. Dabei kann sich der Zuseher seinen Platz selbst aussuchen.
Zur Auswahl steht eine bequeme VIP-Lounge mit riesiger Leinwand oder ein Platz direkt hinter einem der Tore im Stadion. Vor und nach den Matches laufen Zusammenfassungen und On- demand-Inhalte auf der Brille ab. Die App von BBC mit dem Namen „BBC Sport VR – FIFA World Cup Russia“ ist mit den meisten gängigen VR- Brillen kompatibel. Darunter befinden sich die Playstation VR, Oculus Go, Gear VR und andere Headsets, die in Kombination mit Smartphone mit Android (5 oder mehr) und iOS (10 oder mehr) zu einer funktionierenden VR-Brille werden. Die Internetverbindung benötigt dafür mindestens 10MBit/s Übertragungsrate nach Angaben der BBC. Mittlerweile sind von Unternehmen wie Apple bereits 16K-VR-Brillen in Planung. Ob wir diese bei der nächsten WM bereits einsetzen können, bleibt aber noch offen.
Live dabei mit AR
Das ZDF brachte kurz vor der WM eine neue Version der ZDF-Mediathek-App heraus, die viele spannende Funktionen mit sich bringt. Die neue App gilt als eine der Must-Haves während der WM. Dabei kann man beispielsweise in die Rolle des ZDF-Moderators schlüpfen und Situationen im Spiel selbst nachvertonen. Die besondere Neuheit gibt es jedoch für AR-Fans. Mit der App kommt das russische Stadion direkt ins eigene Wohnzimmer. Leider kann nur eines der 12 Stadien
angezeigt werden, das Luschniki. Alle 33 Spiele werden dort virtuell ausgetragen. Im echten Stadion haben zwar nur 81.000 Besucher Platz, virtuell können sich aber so viele Fans wie möglich in die Ränge beamen. Zuseher können dabei wählen, aus welcher Perspektive sie Szenen im Spiel beobachten wollen und sich um das virtuelle Stadium am eigenen Wohnzimmertisch bewegen. Die ARD wendet AR nur in ihrem eigenen Studio an. So werden bei der Berichterstattung Hologramme von Spielern und andere technische Gimmicks präsentiert.
Mit welchen Techniken auch immer die WM angesehen wird, eines steht fest: Wir fiebern mit!
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