Velux Active with Netatmo im Test: Fenster und Rollo über HomeKit steuern | REVIEW
Die Velux Active with Netatmo Raumklimasteuerung beweist sich im Test als einfache und funktionsreiche Erweiterung, Velux-Fenster und -Rollläden in HomeKit zu steuern. Dank des mitgelieferten Klimasensors ergeben sich vor allem für Automatisierungen der Luftqualität und des Komforts zahlreiche Möglichkeiten, da alle Sensordaten für HomeKit nutzbar sind. Auch Velux selbst bietet Szenen, Automationen und Zeitpläne zur Steuerung an. Unschön sind dagegen einige Bugs bei der Anzeige des Öffnungszustands in HomeKit. Der für das Starter-Kit fällige Straßenpreis von 200 bis 240 Euro (je nach Shop) ist etwas zu hoch in Anbetracht dessen, dass die bestehende Fenstermotorisierung lediglich um einen Klimasensor und eine Bridge erweitert wird.
Beim Begriff Smart-Home denkt man vorrangig an die üblichen Verdächtigen, darunter etwa diverse Sensoren, intelligente Leuchtmittel, schaltbare Steckdosen oder vielleicht sogar vernetzte Heizkörperthermostate. Doch eine per Apple Home und teils auch Siri ansprechbare Fenstersteuerung hat man möglicherweise nicht direkt im Kopf. Doch genau das bietet der Fensterhersteller Velux für seine ab 2007 produzierten Fenster der Integra-Reihe mit io-homecontrol an. Dachfenster, die ab Mai 2000 produziert wurden, benötigen ein entsprechendes Solar-Nachrüst-Set.
Der Produktname „Velux Active with Netatmo“ lässt zwar nicht zwingend auf die Produktkategorie „Fenster- und Rollladensteuerung“ schließen, verrät jedoch die Partnerschaft mit Netatmo. Damit hat sich Velux einen sehr kompetenten und erfahrenen Smart-Home-Experten angelacht, was ich durchaus begrüße. Das Know-How mit einem bereits etablierten Anbieter – gerade wenn wir von einer sinnvollen HomeKit-Integration sprechen – zu bündeln, ist definitiv eine gute Entscheidung.
Erfahrt in diesem Test mehr darüber, was hinter Velux Active steckt und weshalb es mehr ist, als nur eine einfache Fenster- und Rollosteuerung.
Wer Velux hat, hat weiße Kästchen
Auf den ersten Blick wirkt die Verpackung der Velux Active recht groß. Wenn man aber weiß, was drinsteckt, relativiert sich dieses Gefühl. Viel mehr schafft es Velux durch ein durchdachtes Stapeln des Inhaltes, den Raum der Box effizient zu nutzen. Im Inneren stecken nämlich gleich drei weiße Kästchen, worunter eines die Bridge ist. Sie verbindet Velux Active mit eurem Netzwerk. Zum manuellen Steuern der Fenster liegt noch eine Fernbedienung bei, die ebenso als Klima- und Lichtsensor fungiert. Deshalb ist sie auch deutlich größer als die gängigen Funk-Wandschalter KLI 311 und 313, die die Fenster- und Rollladensteuerung bisher übernommen haben. Das dritte Kästchen ist ein Schalter zum globalen Schließen aller verbundenen Velux-Fenster, zum Beispiel beim Verlassen des Hauses. Dann kann man in der Velux-App das Fenster nicht mehr öffnen. Allerdings klappt das Öffnen in HomeKit und über die gängigen Wunkschalter dennoch, weshalb ich den Sinn dieses Abwesenheitsschalters nicht ganz verstanden habe. Sei’s drum.
Wer die Kästchen an der Wand oder anderen Gegenständen befestigen möchte, kann die beiliegenden Dübel und Schrauben oder das 3M-Klebeband verwenden. Damit man direkt starten kann, sind auch ausreichend AAA-Batterien im Lieferumfang enthalten. Hier setzt Velux sogar auf Duracell und keine billigen No-Name-Batterien.
Einfache und intuitive Einrichtung
Für eine schnelle und unkomplizierte Installation ladet ihr euch die Velux Active-App herunter. Sie leitet euch Schritt für Schritt durch den gesamten Konfigurationsprozess. Zunächst benötigt ihr einen geeigneten Platz für die Bridge – sie benötigt Strom sowie eine LAN-Verbindung zum Router. Auf der Rückseite des Hubs ist auch der HomeKit-Code aufgedruckt, um Velux Active mit Apple Home zu verbinden. Achtet hier darauf, dass ihr euch im 2,4-WLAN eures Netzwerks befindet. Dann sollte es keine Verbindungsprobleme geben.
Als nächstes koppelt ihr Velux Active mit euren Velux-Produkten, wofür ihr die bisherigen Funk-Wandschalter benötigt. In meinem Fall war es ein Fenster sowie ein außenliegender Sonnenschutz. Dann versorgt ihr noch die beiden mitgelieferten Fernbedienungen mit den AAA-Batterien und schon seid ihr fertig. Die App lässt euch dann noch entscheiden, ob ihr mit dem neuen Funkschalter das Fenster oder den Rollo steuern wollt. Bei mir hat die gesamte Einrichtung ohne jegliche Probleme geklappt – am Ende erschien sowohl das Fenster als auch der Rollo erfolgreich in der Home-App und der Velux-App.
Fenster und Rollos in HomeKit: Ein schwieriges Thema
Die grundsätzliche Bedienung des Velux-Fensters und Sonnenschutzes in HomeKit ist vergleichbar mit der eines Leuchtmittels. Tippt man in der Gerätekachel auf das Fenster- oder Rollosymbol, ändert sich der jeweilige Zustand: komplettes Öffnen, wenn geschlossen oder komplettes Schließen, wenn geöffnet. Verlässlich zeigt HomeKit dann „Schließen“ oder „Öffnen“ sowie den anschließenden Zustand „Geschlossen“ oder „Geöffnet“ an.
Drückt man auf den Namen des Gerätes, erscheint ein Schieberegler, wie man es vom Leuchtmittel auch kennt. Hier kann man dann einen Öffnungsgrad für Fenster oder Rollo festlegen. An dieser Stelle macht die Anzeige von Öffnungszustand und aktuell aufzuführender Aktion aber die Biege: Wenn ihr Fenster (oder Rollo) etwa 20 Prozent geöffnet habt und den Regler dann auf 100 Prozent Öffnung schiebt, springt die Prozentanzeige sofort wieder auf 20 Prozent zurück und verharrt dort. Immerhin führt das Fenster euren Befehl problemlos aus. Schließt man nun die Ansicht des Schiebereglers, steht in der Kachel des Fensters nun „Schließen“, obwohl das Fenster ja geöffnet wurde und nun komplett offen ist. Geht ihr wieder in die Regler-Ansicht, steht dort etwas völlig Absurdes wie etwa „4 % geöffnet“. Das Fenster ist aber weiterhin zu 100 Prozent offen. An sich lässt sich zwar alles noch Bedienen, aber es sieht eben unschön aus und kann durchaus zu Irritation führen. Wenn man es zudem übertreibt, steht in der Kachel auch gerne mal „Keine Antwort“ und man kann gar nichts mehr Bedienen. Nur ein Neustart der Home-App bringt bei diesen Bugs Erlösung. Woran das Problem genau liegt, kann ich nicht sagen. Nur so viel: Die in meiner Wohnung verbauten Loxone-Rollläden mit HomeKit-Anbindung haben diese Probleme nicht. Ein kleiner Trost: Regelt man den Öffnungsgrad mit den Velux-Schaltern, ist die prozentuale Anzeige in HomeKit korrekt (siehe Screenshot im vorherigen Kapitel).
Eine weitere Unannehmlichkeit begegnet euch bei der Hintergrundlüftung von Velux-Dachfenstern; also wenn nur die Lüftungsklappe geöffnet, das Fenster selbst aber vollständig geschlossen ist. In diesem Fall zeigt HomeKit dennoch eine Fensteröffnung von 6 oder 7 Prozent an, da die Lüftungsklappe ja auch motorisiert angesteuert werden kann. Eine entsprechende Unterscheidung zwischen passiver Lüftung und tatsächlicher Fensteröffnung in HomeKit gibt es nicht und wäre wohl auch zu viel verlangt. Die Frage ist eher, ob Velux das Reinpfuschen von HomeKit hier hätte unterbinden können. Denn viel zu oft muss ich die Hintergrundlüftung nun manuell „aktivieren“, da HomeKit das Fenster immer komplett schließt. Aufgrund des oben angesprochenen Anzeige-Bugs mache ich das aber meist in der Velux-App, obwohl das ja nicht Ziel der Übung sein kann. Ach ja, das Öffnen des Fensters oder die prozentuale Änderung des Öffnungszustandes über Siri ist übrigens nicht ohne Bestätigung am iPhone möglich. Da muss man dann mit Fake-Schalter über Homebridge o. ä. tricksen. Immerhin geht das Fensterschließen sowie die gesamte Rollosteuerung auch über Siri.
Sehr unproblematisch läuft immerhin die Integration in Automationen ab. Wenn jemand morgens das Licht im Büro anmacht, öffnet sich das Fenster nun zuverlässig, um durchzulüften. Ab einer gewissen Außentemperatur schließt sich der Rollo und alle 60 Minuten wird über eine komplexere Automation typisch-deutsch stoßgelüftet. Lediglich bei Regen macht euch der gegebenenfalls verbaute Regensensor des Fensters einen Strich durch die Rechnung – dann bleibt das Fenster nämlich zu. Insgesamt ist die Velux Active Erweiterung also gut geeignet, wenn man sein gesamtes Smart-Home in HomeKit abbilden möchte. Mit den Bugs in der Anzeige muss man eben leben.
Was die Velux-App alles kann
Auf dem Startbildschirm der Velux-App sind die Räume mit den verbundenen Velux-Geräten aufgelistet. Tippt man darauf, erscheint eine Kurzübersicht zur Luftqualität und eine Anzeige der jeweiligen Fenster und Rollos sowie deren Öffnungszustand. Auch hier gibt es Schieberegler zur manuellen Steuerung, allerdings ohne Prozentanzeige. Dafür gibt es auf Höhe der Hintergrundlüftung eine minimale Arretierung mit Vibrations-Feedback. Damit kann man die passive Lüftung im Vergleich zu HomeKit sehr leicht einstellen (siehe Symbol mit Vorhängeschloss und Welle im linken Screenshot). Neben den einzelnen Werten zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit und CO2-Gehalt zeigt euch die App eine farbliche Einschätzung zur aktuellen Qualität an. Drückt ihr auf die Werte, bekommt ihr außerdem eine genauere Erklärung der Werte und eine bis zu 30-tägige Timeline der Luftqualität angezeigt.
Unterhalb der Temperatur-Timeline schlägt mir die App direkt vor, eine Sonnenschutz- oder Lüftungsautomation zu erstellen, um den Raum automatisch zu beschatten oder zu lüften. Diesen Hinweis finde ich gerade für Smart-Home-Einsteiger eine super Hilfe. Ebenfalls schön: Unter „Zeitpläne & Automatisierungen“ gibt es vorgefertigte Empfehlungen, wie etwa „Regelmäßiges Lüften“. Damit haben Unerfahrene in nur wenigen Minuten die passenden Automationen erstellt. Auf Basis der Messdaten des Funkschalters kann man aber auch ganz eigene Automationen anlegen, zum Beispiel um zu lüften, wenn der CO2-Gehalt zu hoch ist. Die jeweiligen Automations-Trigger (Lüftungsintervall, CO2-Level, Temperaturbereich etc.) kann man je nach Raum festlegen. Was man nur global festlegen kann, sind die Wetterparameter. Hier könnt ihr einstellen, ab welchen Temperaturen, Windgeschwindigkeiten oder Regenrisiken das Fenster nicht mehr automatisch lüften soll. Insgesamt finde ich die App sehr gelungen. Sie ist zuverlässig und bietet gerade für Neulinge hilfreiche Anreize sowie eine intuitive Bedienung. Wer natürlich kombinierte und komplexere Automationen benötigt, stößt schnell an seine Grenzen.
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