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Vorreiter Primera División: Spanische Fußballliga hört massiv Fans ab

Datenskandale scheinen unter Konzernen momentan in Mode zu sein, der neuste Bericht kommt aus Spanien – und konnte Dank der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) überhaupt öffentlich werden.

Bevor ich an dieser Stelle ein Loblied auf die DSGVO, das neuste Instrument der Europäischen Union gegen exzessiven Datenmissbrauch und -verkauf im Netz, singe, widmen wir uns den Fakten: Die spanische Fußballliga Primera División, vergleichbar mit der Bundesliga in Deutschland, hat über die eigene (Android-)App seit einiger Zeit die Mikrofone und Standorte der (Android-)NutzerInnen abgefragt, um illegale Fußballübertragungen in Kneipen aufzudecken – immerhin entsteht damit laut eigener Aussage jährlich ein Verlust von 150 Millionen Euro.

Diese Zahl mag auf den ersten Blick schockieren, für das Geld könnte man immerhin den gesamten Kader des VfL Wolfsburg oder fast drei Mal den Kader des HSV kaufen – in einer anderen Relation erscheinen die 150 Millionen Euro jedoch nahezu lächerlich: Allein 2016 machte die Primera División mehr als 2,2 Milliarden Euro Umsatz. Diese Zahl zeigt wiederum, wie groß der Stellenwert des Fußballs in unserer Gesellschaft ist – man könnte jetzt sagen, dass die drittreichste Fußballliga der Welt sich nicht so anstellen muss, die 150 Millionen Euro wären eben nur rund sechs Prozent des Jahresumsatzes (vor zwei Jahren, aktuellere Zahlen gibt es leider nicht, mit zwei weiteren Champions League-Siegen für Real Madrid sowie einem Europa League-Titel für Atlético Madrid dürfte der Umsatz aber seitdem zumindest nicht zurückgegangen sein). Zudem hat die Primera División nicht mitgeteilt, wie viele illegale Fußballübertragungen in Kneipen durch die Überwachungsaktion tatsächlich aufgedeckt wurden.

Berechtigungen mit Bedacht verteilen

Das Problem, das ich sehe, ist an dieser Stelle aber ein ganz anderes: 150 Millionen Euro rechtfertigen anscheinend, dass man mehr als zehn Millionen NutzerInnen regelmäßig abhört. In der offiziellen Pressemitteilung zu dem Skandal teilt die Liga mit, man übertrage keine Audiodateien, sondern lediglich Binär-Code-Schnipsel. Außerdem erfolge die Überwachung (und das Zusammenbringen der Audioaufnahmen mit dem Standort des Telefons) nur während der Spielzeiten der Liga. Eine Verbindung der Aufnahmen und Standorte zu den Namen der App-NutzerInnen erfolgt zudem gar nicht. Also alles halb so wild? Klar, kann man sich jetzt so denken, vermutlich sind sowieso die wenigsten LeserInnen überhaupt von der Überwachung betroffen.

Der Aufschrei, der auf die Überwachung durch ein Unternehmen folgte, war relativ gering, betrachtet man auch die Zahl der betroffenen NutzerInnen. Die iOS-App scheint aktuell nicht betroffen zu sein, zumindest hat die Anwendung mich in meinem mehrtägigen Test noch nicht um Zugang zu meinem Standort oder dem Mikrofon gebeten. Apples strikter Umgang mit den entsprechenden Berechtigungen könnte iOS-NutzerInnen hier vor schlimmerem bewahrt haben.

Skrupel scheint es bei der Primera División jedoch keine zu geben, wenn sich mit dieser Skrupellosigkeit Geld verdienen lässt. Vielleicht sollten wir gerade deshalb diesen Missbrauch der persönlichen Daten auch nochmal dazu nutzen, unsere Apps mit Zugriffsberechtigung auf Mikrofon und Standort (Einstellungen > Datenschutz) durchzugehen und in Zukunft diese Berechtigungen noch etwas bedachter zu verteilen.

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Yannik Achternbosch
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3 Kommentare zu dem Artikel "Vorreiter Primera División: Spanische Fußballliga hört massiv Fans ab"

  1. kalle 17. Juni 2018 um 13:37 Uhr ·
    1. android 🤮 2. alter, verharmlose mal nicht 150 mio , oder würdest du es gut finden wenn dir 6% deines Einkommens gestohlen werden?
    iLike 3
    • Yannik Achternbosch 18. Juni 2018 um 14:04 Uhr ·
      Mir geht es um die Relation. Wieso darf man plötzlich einen Eingriff in die Privatsphäre mit 150 Millionen Euro (oder jeder anderen Summe) rechtfertigen?
      iLike 4
  2. Tom 17. Juni 2018 um 15:08 Uhr ·
    Solange Nutzer „nichts zu verbergen haben“ und sich dazu die oft zitierte „Bequemlichkeit“ gesellt, wären die Daten-Dealer ja blöd diese Kuh ungemolken zu lassen! Der Gesetzgeber mag sich zu dieser Thematik leider ja auch keine Kompetenz aneignen:(
    iLike 7

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