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XCloud, Stadia und Co.: Apple und die Krux mit dem Game-Streaming

Entertainment über mobile Endgeräte ist längst zum Alltag geworden. Wir spielen, streamen Musik, Filme und Serien und surfen im Internet über das iPhone und das iPad. Apple hat das wachsende Interesse der Nutzer an mobilem Entertainment schon vor Jahren aufgegriffen und damit begonnen, eigene Lösungen zu entwickeln, die auch unterwegs für beste Unterhaltung sorgen. Die meisten User möchten sich aber nicht auf das Angebot von Apple beschränken und auch Inhalte und Dienste auf ihrem Endgerät nutzen, die nicht von Apple zur Verfügung gestellt werden. Insbesondere beim Gaming hat der Anbieter dabei bislang so manche Hürde aufgestellt, denn beim Game-Streaming hörte der Spaß auf. Mit seiner Weigerung, sich für zukunftsweisende Projekte wie xCloud und Stadia zu öffnen, hat Apple viel Kritik geerntet. Jetzt scheint es sich etwas zu bewegen, denn das Unternehmen hat neue Richtlinien bekannt gegeben, die das Game-Streaming unter gewissen Voraussetzungen möglichen machen sollen.

Der steinige Weg in den Apple App-Store

Medienriese Apple hat seit jeher eine sehr genaue Vorstellung davon, welche Software und Dienste auf seinen Endgeräten zur Verfügung stehen sollte. Das hauseigene Angebot an Anwendungen kann sich durchaus sehen lassen. Trotzdem wünschen sich Apple-User schon lange, dass der Anbieter im Hinblick auf Softwarelizenzen etwas weiter über den Tellerrand hinausschaut.

Besonders stark in die Kritik geraten ist Apple in der Vergangenheit mit seiner Unternehmenspolitik bezüglich Cloud-Streaming-Diensten wie Google Stadia und Nvidias GeForce Now. Hier waren die Hürden für Entwickler bislang hoch und das Regelwerk des Konzerns machte einen Vertrieb über den Apple-Store nahezu unmöglich. Erst im März hatte sich das Unternehmen gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zu den aktuellen Richtlinien geäußert und dabei betonte, dass man sich keineswegs vollständig gegen diese Spiele-Dienste sperre, sofern die Zulassungsbestimmungen befolgt werden. „Diese besagen, dass der Anbieter die Rechte an allen angebotenen Spieletiteln selbst besitzen oder eine Exklusivlizenz dafür haben muss und diese zudem einzeln im App Store einzustellen sind“, so das Internetmagazin Heise online. „Das schließt Cloud-basierte Spiele-Dienste praktisch aus. Entwickler hätten stets auch die Wahl, iPhone- und iPad-Nutzer über den Browser zu erreichen, betonte Apple außerdem.“

Wie es richtig geht, soll der von Apple selbst entwickelte Spiele-Abo-Dienst Arcade zeigen. Die Spiele, die über Arcade im Apple-Shop angeboten werden, sind ausnahmslos exklusiv von Apple lizensiert worden und müssen vom User einzeln per Download auf dem Endgerät installiert werden. Die Streaming-Problematik entfällt demnach, da die Anwendung nicht über den Server ausgeführt werden. Für Apple-User ist das Problem damit aber nur teilweise gelöst, denn viele beliebte Anbieter sind nach aktuellem Stand so über ein Apple-Endgerät nicht zu erreichen.

Eingeschränktes Spielvergnügen erfährt lautstarke User-Kritik

Wie unzufrieden Apple-User mit den aktuellen Vorgaben für den Store sind, zeigt sich in immer wieder laut werdender Kritik. Umfangreich sind die Einschränkungen im Hinblick auf die Anbieterauswahl, für die sich User mit dem Kauf ihres Apple-Endgerätes bislang zwangsläufig mitentscheiden mussten.

Gerade im Bereich Game-Streaming und Live-Streaming hat die Branche in den vergangenen Monaten neue Entwicklungen auf den Markt gebracht. Mit Diensten wie Microsoft Xbox Game Pass (xCloud), Google Stadia, Nvidia GeForce Now, Amazon Luna und Magenta Gaming sind Angebote entstanden, die auf Userseite auf viel Interesse stoßen. Bislang bleibt Apple-Kunden aber nur der Weg über den Web-Browser, wenn sie von den neuen Angeboten Gebrauch machen möchten.

Auch andere Gaming-Bereiche, wie zum Beispiel die Nutzung von Online Casinos sind von der Einschränkung betroffen. So bieten die besten Online Casinos ihre beliebten Live Casino Events inzwischen vielfach über eine benutzerfreundliche App an, die an Streaming-Hürden im Apple-Store scheitern könnte und Usern bislang nur den Weg über den Browser offen ließ.

Eine Lösung ist für beide Seiten wünschenswert, denn während Apple-Nutzer ihre Kritik an der Unternehmenspolitik in der Vergangenheit wiederholt lautstark zum Ausdruck brachten, sieht man auf Konzernseite auch die Notwendigkeit, das Thema mittelfristig in ruhigere Fahrwasser zu steuern.

Eigener Gaming-Dienst statt Kursänderung

Eine erste Antwort auf die Game-Streaming-Frage, die Apple seinen Nutzern anzubieten hatte, heißt „Arcade“. Damit ist der hauseigene Streamingdienst gemeint, den das Unternehmen als Alternative zu fremden Anbietern entwickelt hat.

Mit Arcade möchte Apple alle Dienste aus dem Spielebereich auf den Endgeräten iPhone, iPad, Mac und iPod vereinen. Mit der Einführung von iOS 13 war auch der neue Apple-Dienst ab 19. Dezember 2019 im App-Store verfügbar. Am 30. September folgte der Release für iPadOS und tvOS 13 und im Oktober für macOS Catalina.

Für den monatlichen Abopreis von 4,99 € gewährt Apple Kunden unbegrenzten Zugang zu mehr als 100 Spieleentwicklungen mit offizieller Apple-Lizenzierung. Die Spieleanwendungen stehen im Store zum einzelnen Download bereit und können auf allen Apple-Endgeräten mit dem entsprechenden Betriebssystem genutzt werden.

Tatsächlich bietet Arcade einige attraktive Features für User. So können die Spiele zum Beispiel nach dem Download auch offline gespielt werden und ein Abo-Account kann von bis zu sechs Familienmitgliedern genutzt werden. Auch die Spieleauswahl ist seit dem Release weiter gewachsen. Damit auch die Controllerfans unter den Spielern abgeholt werden, gab Apple bekannt, dass Arcade auch verschiedene Controller unterstützt, darunter der Xbox Wireless Controller mit Bluetooth, der PlayStation DualShock 4, der MFi Game Controller sowie weitere Touch-Bedienung und Siri Remote.

Nach dem ersten Jahr im Praxistest ist Arcade zwar gut angenommen worden, allerdings ist die Kritik der Apple-User an der strengen Streaming-Politik des Konzerns noch nicht vollständig verstummt. Immer noch wünschen sich die Nutzer mehr Flexibilität im Hinblick auf ihre Anbieterwahl. Doch vielleicht werfen an dieser Stelle große Ereignisse bereits ihre Schatten voraus.

Vorsichtige Anpassungen, doch die Hürden bleiben hoch

Dass Apple nicht dauerhaft auf Eigenkreationen im Streaming-Bereich beschränkt bleiben wird, haben User lange Zeit gehofft und sogar mit Nachdruck gefordert.

Eine erste Annäherung gab es mit Amazon, das seinen Dienst Luna per Web-App für iPhone und iPad zur Verfügung stellt. Als Schnittstelle dient das Luna-Gamepad, das eine Umleitung der Steuersignale über Bluetooth oder Endgerät überflüssig macht, sondern eine direkte Kommunikation mit dem Cloud-Dienst ermöglicht. Auch Apple zeigte Interesse an der Kooperation und ermöglichte Amazon die Zusammenarbeit mit seinen eigenen Safari-Entwicklern, um eine reibungslose Konnektivität mit dem iPhone-Browser sicherzustellen. Nach der erfolgreichen Kooperation für die Web-App wünscht sich Amazon jetzt die Weiterentwicklung zur Native App und ist hierzu nach eigenen Angaben mit Apple im Gespräch.

Im September hat Apple nun sogar in einem Blogpost bekannt gegeben, sich 2021 noch weiter für externe Anbieter im Streaming-Bereich öffnen zu wollen. Insbesondere eine Zusammenarbeit mit der xCloud sei hier geplant. Seit 15. Dezember 2020 ist das xBox Game Streaming Projekt xCloud verfügbar. Im kommenden Herbst sollen auch Apple-User über ihre Endgeräte auf die App-Variante zugreifen können, wie PCGamesHardware berichtet. Voraussetzung ist ein gültiges Abonnement des Game Pass Ultimate. Damit die App auch über iOS genutzt werden kann, wird Microsoft es Amazon gleichtun und ebenfalls auf eine Web-Version zurückgreifen.

In dem im September veröffentlichten Blockpost gab Apple darüber hinaus bekannt, sich grundsätzlich für das Game-Streaming öffnen zu wollen und publizierte gleich ein neues Regelwerk, an das externe Anbieter gebunden sein sollen. Die Vorgaben beinhalten, dass alle angebotenen Spiele zusätzlich als Einzelkomponenten im Apple-Store eingestellt werden müssen, damit sie sowohl zum einzelnen Download als auch zur einzelnen Bewertung zur Verfügung stehen. Das gilt nicht nur für Basisspiele, sondern auch für Updates und Erweiterungen. So soll die Provisionsbeteiligung von 30 Prozent auf jede Anwendung auch künftig gewährleistet sein. Eine weitere Voraussetzung besteht darin, dass In-App-Käufe immer über die Schnittstelle des Apple-Stores erfolgen müssen.

Außerdem müssen sämtliche App-Inhalte dem Konzern zunächst zur Prüfung zur Verfügung gestellt werden. Vom Anbieter sind ebenfalls aussagekräftige Metadaten für die Suchfunktion zur Verfügung zu stellen. Apple fordert darüber hinaus einen Schutz für Kinder- und Jugendliche, der zum Beispiel eine Beschränkung der gespielten Stunden erlaubt.

Kritiker gaben bereits zu bedenken, dass insbesondere der Einzeldownload für User die Vorteile des Abonnements aus einer übergreifenden App nahezu nutzlos machen könnte. Wenn jeder der rund 100 Katalogtitel einzeln auf das Endgerät heruntergeladen werden muss, entsteht ein Mehraufwand, der nicht mehr benutzerfreundlich ist, wie insbesondere xCloud-Entwickler Microsoft zu bedenken gibt.

Für den User liest sich die neue Apple-Regelung zum Game-Streaming zunächst wie ein großer Schritt in die richtige Richtung. Geht die Erweiterung des Apple-Stores im Herbst an den Start, steht eine große Anzahl interessierter Testpersonen für den Praxistest bereit.

Bildquelle:

Abbildung 1: @ Pexels (CCO-Lizenz) / pixabay.com

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Toni Ebert
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